Formel 1

Das rote Wunder in Monza unter Bergers Leitung

Vor 30 Jahren sorgte Gerhard Berger als Pilot für ein Monza-Glanzlicht.
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Am Sonntag vor 30 Jahren schaffte Gerhard Berger einen unvergessenen Ferrari-Triumph in Monza.

Von Daniel Suckert

Innsbruck, Monza — „Die letzten beiden Runden werde ich nie in meinem Leben vergessen", schreibt Tirols Formel-1-Legende Gerhard Berger in seiner Biographie „Zielgerade" über den einzigartigen Triumph in Monza vor 30 Jahren. Wenige Wochen nachdem der unvergessene Enzo Ferrari verstorben war, pilotierte der Wörgler seinen Ferrari im Autodromo Nazionale Monza als Erster durchs Ziel. Und erlebte eine Euphorie, die er bis heute nicht vergessen hat.

„Der ganze Mythos rund um den Tod Ferraris war mir an dem Tag gar nicht so bewusst, für mich war es schon für sich einmal großartig, als Ferrari-Fahrer in Monza zu gewinnen", erinnerte sich Berger dieser Tage. Dreieinhalb Wochen vor dem PS-Klassiker verstarb der rote Patriarch Enzo Ferrari. Berger: „Das war ein Schock für mich, den ich im Herzen als körperlichen Schmerz spürte."

In Monza dann das rote Wunder, das vor allem durch den Ausfall der beiden McLaren ermöglicht wurde. In der 88er-Saison gewannen Alain Prost (FRA) und der brasilianische Superstar Ayrton Senna 15 von 16 Grands Prix. Nur in Italien schlug bei Prost der Defektteufel zu, während Senna kurz vor dem Ende in Führung liegend mit dem Williams von Jean-Louis Schlesser kollidierte.

Vor zehn Jahren jubelte Berger als Toro-Rosso-Mitbesitzer mit Schützling Sebastian Vettel über den Sieg.
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Der Autodromo explodierte vor Euphorie: Berger führte vor Ferrari-Teamkollege Alboreto, die „Tifosi" kletterten auf die Bäume, über die Zäune und schwenkten ihre Ferrari-Fahnen. „Ich bin gespannt bis in die letzte Faser, versuche verzweifelt, nicht auf die ausflippenden Tifosi zu schauen", beschrieb der zehnfache Formel-1-Sieger Berger den Ausnahmezustand.

Momente später überquerte Berger nur hauchdünn vor Alboretos Ferrari die Ziellinie. Die Masseneuphorie bei der Siegesfeier nahm er wie in Trance wahr. Berger: „Ich war fassungslos."

Und noch etwas anderes machte den bald 60-Jährigen überglücklich: Vor dem Rennen hatte er mit Rennleiter Piccinini ausgemacht, im Falle eines Monza-Sieges dürfe er den Ferrari behalten. Trotzdem blieb der Siegerwagen nicht lange im Besitz des Familienvaters. „Zwei Tage nach der Lieferung habe ich ihn einem Freund verkauft." Seine Liebe für das 1988er-Modell währt jedoch bis heute: „Das war der schönste Bolide meiner 15 Jahre in der Formel 1. Lang und schlank wie eine Zigarre, wuchtige Hinterräder. Das war ein Statement, das kein anderes Auto danach zustande gebracht hat."