Bungalow von Helene Hegemann: Streifzüge durch eine traurige Zukunft
Was war das für ein Bahöl, damals im fernen Jahr 2010, als Helene Hegemann gerade einmal 17-jährig ihren Debütroman „Axolotl Roadkill" vorle...
Was war das für ein Bahöl, damals im fernen Jahr 2010, als Helene Hegemann gerade einmal 17-jährig ihren Debütroman „Axolotl Roadkill" vorlegte. Eine Sensation. Und: ein Skandal, weil der Grat zwischen intertextuellem Spiel und Plagiat ein schmaler war. Die Diskussion war überhitzt — wie immer, wenn es gilt, jemanden, den man davor in den Orbit schoss, gehörig runterzubuttern. Der Roman hingegen wurde recht schnell vergessen. Ohne allzu großes Aufsehen veröffentlichte Hegemann drei Jahre später mit „Jage zwei Tiger" einen Versuch, so zu tun, als sei nichts gewesen.
Nun, noch mal fünf Jahre später, legt Helene Hegemann ihren dritten Roman vor — und „Bungalow" schaffte es gleich auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis. Warum auch nicht? Am Ende des Buches werden mögliche und tatsächliche Quellen ausgewiesen.
„Bungalow" handelt von einem verwahrlost vor sich hin lebenden Mädchen — Charlie — in einer wohl nicht fernen Zukunft, die so wirkt, als wäre Reality-TV Realität geworden. Und der Roman handelt von der Scham, die Charlie ob ihrer sozialen Randständigkeit empfindet. Letzteres wäre interessant, aber Hegemann streift das Thema nur am Rande. Überhaupt wird vieles nur gestreift in diesem Roman, von dem letztlich nur eine Handvoll knackiger Formulierungen in Erinnerung bleiben. (jole)
Roman Helene Hegemann: Bungalow. Hanser, 282 Seiten; 23,70 Euro