„Die Spinne von Mashhad“: Bigott im Gottesstaat
Ein selbsternannter Tugendwächter erwürgt in Mashhad, der zweitgrößten Stadt des Irans, 16 Prostituierte — wird gestellt und zum Tode verurt...
Ein selbsternannter Tugendwächter erwürgt in Mashhad, der zweitgrößten Stadt des Irans, 16 Prostituierte — wird gestellt und zum Tode verurteilt. Dieser authentische Fall, er trug sich in den Jahren 2000 und 2001 zu, ist die Grundlage für Mana Neyestanis beeindruckende Graphic Novel „Die Spinne von Mashhad", die nun in deutscher Übertragung in der Zürcher Edition Moderne vorliegt. Neyestani, der seit einiger Zeit im französischen Exil lebt, weil ihm im Iran eine Gefängnisstrafe wegen eines im Grunde harmlosen Cartoons droht, arbeitet dokumentarisch, verdichtet Informationen, die ursprünglich für ein Filmprojekt recherchiert wurden, zu elegant schraffierten Zeichnungen.
Und entwirft so das Bild einer bigotten Gesellschaft, die sich offiziell den rechten Glauben und dessen regide Regeln auf die Fahnen geschrieben hat — und im Verdeckten getrieben ist von Geltungssucht und Geilheit. „Die Spinne von Mashhad" ist wunderschön gearbeitete ungeschönte Schilderung — und bisweilen verstörend wie ein Schlag vor den Kopf. Kurzum: ein hochpolitischer Comic. (jole) Comic Mana Neyestani: Die Spinne von Mashhad. Edition Moderne, 164 Seiten, 22,70 Euro.