Freigang für Westenthaler: In Simmering “Alltag“
Nach nur einer Woche hinter Gittern wurde dem Ex-Politiker Peter Westenthaler der Freigang gewährt. Laut Justizressort „keine Bevorzugung“.
Von Cornelia Ritzer
Wien –Am 20. August hat Peter Westenthaler seine Zelle in der Justizanstalt Wien-Simmering bezogen. Nach nur einer Woche wurde aus dem Häftling ein Freigänger, berichtet der Kurier. Für den einstigen Spitzenpolitiker (FPÖ, BZÖ) – er war wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis, acht Monate unbedingt, verurteilt worden – bedeutet das, dass er die Anstalt für die Arbeit verlassen kann. Westenthaler arbeitet seit April 2017 als Verlagsleiter des Wiener Magazins alles roger?.
Im Justizministerium will man konkrete Einzelfälle oder Insassen nicht kommentieren: „Wir dürfen weder bestätigen noch dementieren, dass Peter Westenthaler ein Freigänger ist.“ Dass ein verurteilter Straftäter auch nach sehr kurzer Haftzeit für den Job die Gefängnismauern verlassen darf, sei aber „keine Besonderheit“, betont die Ministeriumssprecherin. Und schon „gar keine Bevorzugung“. In Österreich gibt es 350 bis 400 Freigänger, 70 davon sind wie Westenthaler in Simmering inhaftiert.
Die Justizanstalt am Rande der Bundeshauptstadt hat ihren Fokus auf Häftlingen mit kurzen Freiheitsstrafen, die „Förderung der Wiedereingliederung in das soziale Umfeld und in den Arbeitsprozess“ ist damit ein Schwerpunkt.
Die Voraussetzung für den Entfall der Bewachung bei der Arbeit würde der 50-Jährige jedenfalls erfüllen. Er hat mit acht Monaten unbedingt eine kurze Strafe abzusitzen, von ihm geht keine Gefährlichkeit aus und der Arbeitgeber ist einverstanden. Im Magazin alles roger? zeigte man sich im April 2018 in einem Artikel jedenfalls von der Unschuld Westenthalers überzeugt, sprach sogar von einem „Skandalurteil“ und versicherte: „Herausgeber Ronnie Seunig und das gesamte Team stehen voll hinter ihm.“
Auch das überzeugte die Experten in Simmering offenbar davon, dem Ex-Politiker den Freigang zu erlauben. Dazu das Justizministerium: „Wir wollen ja nicht, dass die Leute ihren Job verlieren.“