Achentaler auf Schiene bringen
Laut Verkehrsfluss-Analysen der Achenseebahn könnte sich der Durchzugsverkehr in Jenbach um 15 Prozent durch die Elektrifizierung der Zahnradbahn verringern. Doch weiterhin fehlt hierfür das Geld.
Von Angela Dähling
Jenbach –Die Achenseebahn birgt Zündstoff. Unter anderem wegen ihres Schadstoffausstoßes und weil durch die dampfende Zahnradbahn immer wieder Böschungsbrände entstehen. Dabei könnte sie auch Feuerlöscher für viele Problemfelder sein, meint Achenseebahn-Direktor Georg Fuchshuber. Das Zauberwort dafür ist nicht neu und lautet „Elektrifizierung“.
Seit rund acht Jahren plant das Unternehmen, die Bahn zu elektrifizieren, um so zu einem öffentlichen Nahverkehrsmittel zu werden. Die dampfende Zahnradbahn würde weiterhin für touristische Zwecke fahren. Doch bekanntlich machte das abrupte Aus der Bundesfördermittel 2015 einen Strich durch die Elektrifizierungs-Rechnung.
Derzeit braucht man mit dem alten Dampfross eine halbe Stunde von Jenbach bis Eben. Mit dem Bus sind es 24 Minuten. „Mit der elektrifizierten Achenseebahn wäre man in acht Minuten in Eben und in zwölf Minuten in Maurach-Mitte“, rechnet Fuchshuber vor. Er hat auch schon eruiert, wie schnell man durch eine Gleisverlängerung in Pertisau wäre: in 23 Minuten. Also jeweils der halben Zeit des Busses bei doppelt so vielen Sitzplätzen und einer wintersicheren und staufreien Verbindung. Allerdings ist die Gleisverlängerung nur eine Vision – Gespräche mit Grundeigentümern gab es noch keine.
Fakt ist, dass die derzeitige öffentliche Verkehrsanbindung vom Achensee nach Jenbach eine Reihe von Auswirkungen mit sich bringt: zunehmende Verkehrsbelastung der Kasbachstraße (die TT berichtete) und Pendler aus dem Achental, die am Bahnhof Jenbach um Parkplätze kämpfen. „Der Bund denkt in puncto Parkhaus an eine Gesamtlösung und will einen Überblick über die Situation am Jenbacher Bahnhof inklusive Achenseebahn, um zu erfahren, welche Auswirkungen die Modernisierung der Achenseebahn auf die Region und den Bahnhof Jenbach hätte“, sagt Fuchshuber. Er beruft sich auf eine Besprechung mit Zuständigen von Land und Bund (Verkehrsministerium) vor einigen Monaten.
Fuchshuber hat die Verkehrsflüsse aus dem Achental rund zwei Jahre lang analysiert. Demnach fahren täglich in den Hauptsaisonen rund 3000 Fahrzeuge aus dem Achental über die inzwischen arg verkehrsbelastete Kasbachstraße nach Jenbach, weitere 700 aus dem Einzugsgebiet der Achenseebahn in Jenbach – macht insgesamt 3700. 350 Fahrzeuge davon fahren zum Jenbacher Bahnhof. Wobei nicht alle dort den ganzen Tag parken. Über die Kanzelkehre fahren rund 5000 Fahrzeuge vom Achensee ins Tal, davon fahren nur 50 zum Jenbacher Bahnhof. „Mit einer modernen Achenseebahn würde der Durchzugsverkehr in Jenbach um 15 Prozent abnehmen und der Bahnhof Jenbach wäre nicht mehr Abstellplatz für die Achentaler“, behauptet Fuchshuber. Damit sei das Parkhaus dort in seiner Entwicklung planbarer. „Ansonsten müsste alle zehn Jahre ein Stockwerk draufgebaut werden, denn der Verkehr aus dem Achental nimmt jährlich um bis zu zehn Prozent zu“, meint er.
Die Garnituren der Appenzeller Bahn für die Elektrifizierung stehen seit Juni in der Remise der Bahngesellschaft, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, weil der Bund ihr die Fördermittel gestrichen hat. Der Grund: Die Achenseebahn wird nicht als öffentliches Verkehrsmittel angesehen, sondern als ein rein touristisches.
Rund 17,5 Millionen Euro würde die Elektrifizierung mit allem Drum und Dran kosten, bei einer Gleisverlängerung bis Pertisau seien es laut Fuchshuber zwei Mio. Euro mehr. „Der Bund will die totale Erneuerung der Achenseebahn mit Gleisverlängerung bis Pertisau. Dann würde sie ab 2020 wieder ins Mittelfristige Investitionsprogramm integriert werden und Übergangsfinanzierungen möglich sein. Es braucht eine Einigung zwischen Bund und Land, was die Zukunft unserer Bahn und deren Finanzierung betrifft“, sagt Fuchshuber. Zurzeit fehlen Geldmittel für allfällige Reparaturen der 129 Jahre alten Gleisanlagen. „In den letzten zehn Jahren haben wir rund 1,2 Mio. Euro aus Eigenmitteln aufgewendet, um Unterfinanzierungen im Infrastrukturbereich zu kompensieren“, zeigt er auf.