Bogner-Strauß: Jugendthemen „unglaublich unterschätzt“
Wien (APA) - Jugendministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) fordert vor dem informellen Jugendrat am Montag in Wien eine stärkere Förderung de...
Wien (APA) - Jugendministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) fordert vor dem informellen Jugendrat am Montag in Wien eine stärkere Förderung der Jugend innerhalb der EU. Die Ministerin bedauert, dass das Thema „unglaublich unterschätzt“ und häufig als „Softthema“ betrachtet werde. Dabei seien die Jugendlichen „die Gegenwart und die Zukunft und wir müssen auf sie hören“, sagte sie am Donnerstag im APA-Interview.
Zu wenig werde berücksichtigt, welche langfristig negativen Konsequenzen Probleme wie Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivenlosigkeit hervorrufen könnten. „In Österreich stehen wir da noch relativ gut da“, sagte die Ministerin, in vielen Ländern Europas sei das aber anders. Kroatien kämpfe etwa stark mit der Abwanderung der gut ausgebildeten Jugend. „Für die Zukunft der Jungen muss man mehr tun“, sagte die Ministerin.
Trotz der Tatsache, dass sich viele Jugendminister beim informellen Rat vertreten lassen, erwartet sich Bogner-Strauß „sehr viel“. Sie freue sich auf die Teilnahme von EU-Kommissar Tibor Navracsics, von „einigen Jugendministerinnen und Jugendministern“ und „hochrangigen Vertretern“, die „sehr gut in den Themen drinnen“ seien. „Ich bin sicher, dass es da sehr gute Gespräche im Sinne der Jugendlichen geben wird“, meinte Bogner-Strauß. Erfreut zeigte sie sich auch über die Teilnahme von Bundespräsident Alexander Van der Bellen an der Abschlusszeremonie der EU-Jugendkonferenz am Dienstag. Dies gebe dem Thema noch einmal eine höhere „Wertigkeit“.
Besonders viel erwartet sich die Ministerin vom Dialog mit den Jugendlichen. Im Rahmen des von der Kommission initiierten Strukturierten Dialogs werden am Montagnachmittag Jugendvertreter mit den Jugendministern - beziehungsweise deren Vertretern - in Kleingruppen über die sogenannten „Youth goals“ („Jugendziele“) sprechen, die von der EU-Jugendkonferenz im April in Sofia verabschiedet wurden. „Für die Jugend kann man nur dann das Richtige tun, wenn man ihnen zuhört“, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Besonders „wertvoll“ sei, dass dieser Dialog „auf Augenhöhe stattfindet“. Nur im direkten Gespräch könne man lernen, was „wir besser machen können“.
Was die Inhalte der Tagung anbelangt, zeigte sich die Ministerin weitgehend einverstanden mit den im Frühjahr vorgelegten Vorschlägen der EU-Kommission im Jugendbereich. Diese sehen unter anderem eine Aufstockung der Gelder für Erasmus auf 30 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2027 vor. 3,1 Milliarden davon entfallen auf die Erasmus-Jugendkapitel, die in den Zuständigkeitsbereich der Jugendminister fallen und unter anderem Maßnahmen im non-formalen und informellen Bildungsbereich beinhalten. Der Studentenaustausch, der über Erasmus organisiert und finanziert wird, sei zwar wichtig, man müsse aber auch „die Jugendlichen mitnehmen, die bildungsferner sind.“ Wenn es nach Bogner-Strauß geht, sollten die Erasmus-Jugendkapitel „noch niederschwelliger“ gestaltet werden.
Als „große Chance für Europa“ bezeichnete Bogner-Strauß das 2016 eingeführte Europäische Solidaritätskorps, das 18- bis 30-jährigen EU-Bürgern erlaubt, sich gesellschaftspolitisch und humanitär in ganz Europa zu engagieren. Im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen sollen dafür 1,26 Milliarden Euro bereitgestellt werden, um 350.000 Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Das Feedback der bisherigen Rückkehrer sei einhellig positiv, sagte die Ministerin.
Leicht skeptisch sieht Bogner-Strauß hingegen das EU-Reiseprogramm „DiscoverEU“, das 1,5 Millionen Jugendlichen kostenlos Interrail-Tickets zur Verfügung stellen und über Erasmus finanziert werden soll. „Erasmus soll Bildung sein, und da stellt sich die Frage, ob ‚DiscoverEU‘ wirklich unter Bildung fällt.“ Andererseits sei alles „was Reisen, was Kultur, was Kennenlernen ist, ja auch Bildung.“ Den Vorschlag müsse „man noch fertig diskutieren und fertig denken“. Man warte auf die Evaluierung der Testphase, die im Juni mit 15.000 Tickets gestartet wurde. Dann könne man sich auch die Frage stellen, wer am Programm teilgenommen habe und ob „es wieder nur diejenigen“ treffe, „die es sich ohnehin auch selbst finanzieren hätten können.“