Innsbruck-Land

Wenn eiserne Blätter wachsen

© Pernlochner

Florian Pernlochner ist fasziniert von den alten Schmiedetechniken. Diese eröffneten dem Hobbyphilosophen eine interessante Nische.

Von Hubert Daum

Rum –„Wir Handwerker müssen aufpassen, dass wir nicht vollends von der Industrie abhängig werden“, sagt Schlossermeister Florian Pernlochner, während es rundherum in seiner Werkstatt in Rum funkt und klopft. Er ist ein nachdenklicher Mensch, philosophisch, gesellschafts- und globalisierungskritisch. Und ein überzeugter Handwerker: „Du bist nicht in einer fiktiven Welt, sondern körperlich anwesend, sozusagen in dir.“

Die Affinität zu Metallen saugte der Rumer schon mit der Mutter-, besser gesagt Vatermilch ein, denn der war auch schon Schmied und Großvater Max gründete vor 70 Jahren den Betrieb. Florian übernahm diesen in dritter Generation im Jahr 2005. „Das archaische Formen eines glühenden Eisens in der über 1000 Grad heißen Glut faszinierte mich schon als Bub“, erinnert sich Pernlochner, der die HTL in Fulpmes im Werkzeugbau abschloss. Die spezielle Faszination ging allerdings von den alten Techniken aus. „Das historische Schmieden interessierte mich immer schon“, schwärmt der Hobbykunsthistoriker, der stets einen Blick dafür hatte, wie der Zahn der Zeit auch am Kulturerbe, den alten Burgen und Schlössern nagt.

„Der schlechte Zustand des Gusseisenzauns des Innsbrucker Hofgartens sprang mir sofort ins Auge“, schildert Pernlochner, der nicht ganz „unschuldig“ war, dass die Burghauptmannschaft Tirol dieses Projekt in Angriff nahm. „Ich konnte schon ziemlich viele Referenzen von kleineren, aber anspruchsvollen Restaurierungsprojekten, die bis nach Wien reichten, vorweisen. Dieser Auftrag 2015 war aber der erste große.“ Und er war die erste richtige Nagelprobe für das Kleinunternehmen mit acht Angestellten. Allerdings sei die Restaurierung von 72 Metern Hofgarten-Zaun sehr aufwändig gewesen: Die Elemente wurden abgebaut, völlig zerlegt, 3-D-vermessen, es wurden Modelle angefertigt und sogar Teile für den Guss bis nach Graz gebracht.

Die Liebe zum Handwerk und das Wissen über alte Schmiedetechniken kamen dem Tüftler nun voll zugute: „Man könnte zum Beispiel die Form eines Blattes mit dem Laser aus einem Blech ausschneiden und irgendwie hinschwindeln. Wenn du es aber mit deinen Händen mit dem Hammer am Amboss schmiedest, erfüllst du es mit Lebendigkeit, es bekommt eine Seele. Es wächst ähnlich wie ein richtiges Blatt in der Natur“, philosophiert der Kunstschmied, dessen Feuer auch in den Augen unübersehbar ist. Auch seine Ambosse sind historisch: „Der älteste stammt aus dem Jahr 1807. Die alten sind auf der Unterseite weicher, das heißt, der Hammer schnellt nicht zurück, die Energie geht in das Werkstück. Wir müssen dem Historischen die Ehre erweisen, es authentisch zu ergänzen.“

Noch vor Abschluss der Arbeiten am Hofgarten-Zaun rief auch die Innsbrucker Hofburg nach einer Runderneuerung: Als Bestbieter wurde das Rumer Unternehmen mit der Restaurierung des Hofburg-Zaunes beauftragt. Pernlochner: „Parallel dazu entwickelten wir ein neues Konzept für einen Abgrenzungszaun auf Schloss Ambras. Die Arbeiten haben bereits begonnen und werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen.“

Das Handwerk müsse in Nischen gehen, „ansonsten werden wir von der Industrie geschluckt“, ist der Perfektionist überzeugt. Er hat eine Nische entdeckt, die aufwändige, zeitraubende Filigranarbeit verlangt. Die unnachahmliche Spezialisierung als Erfolgsmodell.

Zurzeit entstehen Barockblätter in purer Handarbeit für die Hofburg.
© Pernlochner

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