Intelligente Geräte auf der IFA: Vernetzung gehört zum guten Ton
Selbst den Toaster wird es noch erwischen: Hausgeräte sind vernetzt – und werden „intelligent“. Das Smart Home ist nicht neu, aber die Hersteller arbeiten an neuen Service-Angeboten. Sprachassistenten und Künstliche Intelligenz dürften die Entwicklung in Schwung bringen.
Berlin – Die Vernetzung von Hausgeräten aller Art gehört auch dieses Jahr wieder zu den Top-Trends auf der IFA in Berlin. Die intelligente Hausbeleuchtung lässt sich selbst von der Ferne aus steuern, der Saugroboter hört aufs Wort. Ideen für das „smarte“ Zuhause sind auf der Messe allgegenwärtig. Und der Digitalverband Bitkom sieht ein wachsendes Interesse an entsprechenden Nutzungszenarien. Demnach plant mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland die Anschaffung einer „smarten“ Lösung.
Dabei ist das „Smart Home“ keineswegs eineneue Erfindung. Den Begriff gebe es bereits seit zwanzig Jahren, sagte Sunggy Koo, bei Samsung für smarte Anwendungen und das Internet der Dinge zuständig. Entsprechende Produkte vor allem aus dem Bereich Hausgeräte würden aber nur sehr langsam von den Verbrauchern angenommen. Die Lebenszyklen etwa von Waschmaschinen oder Kühlschränken sind um ein vielfaches länger als etwa IT-Produkte, ein Kühlschrank wird höchstens nach sieben, acht Jahren durch ein neues Modell ausgetauscht. „Wir stehen erst ganz am Anfang der Entwicklung“, sagte Koo. Deshalb seien ein erkennbarer Mehrwert und leichte Installation für den Verbraucher besonders wichtig.
In der IFA-Halle dessüdkoreanischen Elektronikkonzerns dürfte man jedoch schwerlich ein Gerät finden, das sich nicht vernetzen lässt. Mit SmartThings bietet Samsung eine Plattform, über die alle Geräte auch miteinander kommunizieren und sich zentral übers Smartphone steuern lassen. Auch Bosch zeigt, wie über eine offene Plattform die Waschmaschine selbstständig Waschmittel nachordert oder der Kühlschrank Lebensmittel erkennt und den idealen Aufbewahrungsort vorschlägt. Philips hat seine smarte Lampen-Reihe Hue deutlich erweitert und zeigt zahlreiche neue Möglichkeiten, die Beleuchtung zu Hause individuell per Smartphone-App zu steuern.
13 Prozent verfügen über „Smart Speaker“
Laut Bitkom sind intelligente Hausgeräte längst aus der Nische herausgewachsen. Jeder vierte Mensch in Deutschland hat demnach bereits mindestens eine Smart-Home-Anwendung im Haushalt. Aktuell bringt die Sprachsteuerung von Lautsprechern in Sachen einfache Bedienung frischen Wind in den Markt. Heute verfügen laut Branchenverband bereits 13 Prozent der Menschen in Deutschland ab 18 Jahren zu Hause über einen „Smart Speaker“.
Mit ihnen ist die Vernetzung verschiedener Geräte kein Zauberwerk mehr und hat die nötige Alltagstauglichkeit erreicht. Bosch zeigt auf der IFA etwa auch seinen neuen Roboter-Rasenmäher, der sich nun mit Amazons Alexa steuern lässt und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz besser auf Hindernisse reagieren kann. Die Telekom startet derzeit den Betatest seines eigenen smarten Lautsprechers und will mit eben Gerät „Made in Germany“ den großen Anbietern Amazon, Google und Apple Paroli bieten. Und die Branche geht davon aus, dass das erst der Anfang ist.
Einen großen Entwicklungssprung dürfte das vernetzte Zuhause künftig aber auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz machen, schätzt Koo. „Künstliche Intelligenz wird zum wesentlichen Part des Smart Home.“. Bisher habe es hauptsächlich Automatisierungen gegeben, etwa bei Licht- oder Klimaanlagen. Das Smart Home von heute gehe mit KI aber weit darüber hinaus. „Es wird künftig bessere Services geben, als nur automatisch das Licht steuern zu können.“
Seit so vielen Jahren werde vom Smart Home gesprochen, dabei hapere es noch immer an den Basics wie etwa einheitliche Standards, sagte Markus Fest, Chef des Münchner Unternehmens Eve Systems. Das Unternehmen bietet Komponenten etwa für die Lichtsteuerung, das Sprinklersystem im Garten oder intelligente Steckdosen an, die über die Apple-Plattform HomeKit steuerbar sind. Bislang arbeite man ausschließlich mit Apple zusammen, da es das einzige Unternehmen sei, das zusichert, die Daten nicht zu sammeln und gegebenenfalls sogar weiter zu verwenden, sagte Fest.
Eve Systems verzichtet aus Gründen der Datensparsamkeit deshalb auch bewusst darauf, Nutzerdaten in einer eigenen Cloud-Plattform zu speichern. Der Sprecher des Chaos Computer Clubs Linus Neumann rät Verbrauchern generell, sich darüber im Klaren zu sein, dass mit Hilfe smarter Geräte Daten gesammelt würden. Es sei zu fragen, ob diese dann jeweils auch zu kommerziellen Zwecken genutzt werden müssten. „Produkte wie der Herd oder die Spülmaschine werden zu den neuen Datenquellen der großen Konzerne.“(dpa)