Transitforum will „staufreie Fernpassstraße“
Am Freitagabend stellte die Transitforum-Gruppe Oberland-Außerfern in Reutte ihre „Sofortmaßnahmen“ vor. Tunnels kommen nicht vor.
Von Alexander Paschinger
Reutte –Freitagabend, 18 Uhr, Isserplatz, Reutte. Für das Wetter nicht schlecht, meint Fritz Gurgiser. Es regnet, trotzdem drängen sich gut 150 Besucher in die kleinen offenen Pavillonzelte oder ducken sich unter mitgebrachten Schirmen. Aus Haiming ist sogar ein ganzer Bus angereist. „Das ist unsere Auftaktveranstaltung“, sagt Transitkämpfer Gurgiser ins Mikrofon, „unser Ziel ist eine staufreie Fernpassstraße.“
Dafür wurde eine Transitforum-Gruppe Oberland-Außerfern gegründet. Ganz vorne stehen da drei Bürgermeister: Alois Oberer aus Reutte, Paul Mascher aus Biberwier und Josef Leitner aus Haiming. Dazu kommen mit dem Bichlbacher Alt-BM Albert Linser ein Pionier der Anti-Transit-Bewegung und der Haiminger Obstbauer Hubert Wammes.
„Fernpass-Scheiteltunnel: Nein, Danke“ heißt es auf einem Plakat, das Linser an einem Tisch angebracht hat. Dreieinhalb Minuten Fahrtverkürzung um 100 Millionen Euro – „und das nur unter der Woche“, wird der Tunnel in der Podiumsrunde strikt abgelehnt. Und auch der Tschirganttunnel hat auf dieser Veranstaltung einen schweren Stand: Wammes fürchtet nämlich um die „strategische Wasserreserve Tschirgant“. 30 bar Wasserdruck seien dort festgestellt worden: Woher solle der Grundwasserspiegel später einmal kommen, wenn 2030 die Gletscher weg, die Sommer immer heißer und das Tschirgantmassiv wegen eines Tunnels „ausgelassen“ wird?
Die Situation auf der Straße ist fatal, wie Gurgiser berichtet: Am Grenztunnel Vils habe sich der Verkehr seit dem Jahr 2000 von 8606 auf 16.818 Fahrzeuge im Vorjahr beinahe verdoppelt. Oberer spricht auf der Fernpassroute bei Reutte von einem 30-prozentigen Plus binnen der letzten fünf Jahre, im Vorjahr gab es an 30 von 52 Wochenenden Stau, der Spitzenwert an Fahrzeugen betrug 2017 insgesamt 30.845 Fahrzeuge. „Griechische Inseln haben damit kein Problem – die haben aber jeden Tag An- und Abreise“, regt der Haiminger Dorfchef Josef Leitner an.
Für die Anti-Transit-Gruppe steht fest, dass das 7,5-t-Lkw-Fahrverbot enger gefasst und die Kontrollen (auch von Kleinlastern) verstärkt werden sollen. Der Tourismus müsse sich mehr einbringen, als nur die Kapazitäten zu erhöhen. Oberer will das Dosiersystem weiter ausgebaut wissen – „die Umwelt ist mir lieber als die heilige Kuh Auto“. Die strategische Wasserreserve Tschirgant müsse sichergestellt werden und Wirtschaft sowie Arbeitsplätze vor Ort sollten rückverlagert werden.