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Hongkong (APA) - Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit 1997 unter der Souveränität Chinas als eigenständiges Territorium mit ...

Hongkong (APA) - Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit 1997 unter der Souveränität Chinas als eigenständiges Territorium mit einem eigenen Grundgesetz nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom regiert. Regierungschefin Carrie Lam, seit 1. Juli 2017 im Amt, wurde von einem mehrheitlich pekingtreuen Wahlkomitee mit etwa 1.200 Mitgliedern gekürt. Freie allgemeine Wahlen gibt es nicht.

Chief Executive Carrie Lam muss die Balance zwischen einerseits den Interessen Hongkongs und jenen von Peking und Festlandchina wahren. Die Außen- und Verteidigungspolitik wird von Peking gemacht. Die Bevölkerung Hongkongs ist zwischen den peking-treuen und den nach mehr Demokratie strebenden Teilen gespalten. Carrie Lam war Wunschkandidatin der kommunistischen Führung in Peking, sie hat bereits lange Erfahrung in der Verwaltung der Stadt. Umfragen im Vorfeld der Wahl zufolge hätte bei einer freien Wahl, die Peking den Bürgern in Hongkong schon lange versprochen hat, ein anderer Kandidat gewonnen. Lam will Hongkong nicht nur wirtschaftlich, sondern besonders auch kulturell beleben.

Wirtschaftlich gesehen gilt die äußerst liberale Marktwirtschaft Hongkong als eine der führenden Metropolen Asiens. Hongkong hat 7,4 Millionen Einwohner und ist die weltweit siebtgrößte Exportwirtschaft und für den Welthandel das Tor nach China. Der Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar gekoppelt. Wichtigster Handelspartner Hongkongs ist die Volksrepublik China (54 Prozent), gefolgt von der Europäischen Union und den USA (je 9 Prozent Handelsvolumen). Die EU ist der drittwichtigste Investor in Hongkong. Knapp 25 Prozent aller österreichischer Exporte nach China werden über Hongkong und sein Hinterland abgewickelt. Insgesamt waren 2017 rund 200 österreichische Firmen in Hongkong tätig.

Trotz insgesamt hohem Wohlstand lebt jeder siebente Bürger in Hongkong - auch nach Erhalt offizieller Unterstützung - offiziell in Armut. Die Regierung konnte im Haushalt 2017/18 zum zwölften Mal in Folge einen Überschuss von rund 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Der Spitzeneinkommenssteuersatz liegt bei 17 Prozent. Hongkong hebt keine Einfuhrabgaben, keine Umsatzsteuer und nur auf wenige Artikel Zoll ein.

Österreich exportierte 2017 Waren im Wert von 531 Mio. Euro, hauptsächlich Maschinen und Anlagen. Da sich die Importe aus China nur auf 137,7 Mio. Euro beliefen, erzielte Österreich einen großen Handelsüberschuss. Hongkong liegt für die österreichische Exportwirtschaft auf Platz 4 in Fernost. Die Wirtschaftskammer Österreich kann auf einige rotweißrote Prestigeprojekte verweisen. So wurde etwa das Dach des Hongkonger Flughafens von einer österreichischen Firma gebaut (Hösch Bausysteme), der Großteil der Gummibänder auf den Laufbahnen stammt von Semperit. Der börsenotierte oberösterreichische Faserkonzern Lenzing betreibt in Hongkong ein Entwicklungszentrum (Applikations- und Innovationscenter), Lenzing-Werke gibt es etwa in Nanjing (China) und in Indonesien.