Vassilakou vor Abgang: „Jetzt sind die nächsten am Zug“
Die Wiener Vizebürgermeisterin will bei der nächsten Wien-Wahl nicht mehr antreten. Das grüne Regierungsamt will Vassilakou kommendes Jahr übergeben.
Von Cornelia Ritzer
Wien – Die Spitzenkandidatin oder der Spitzenkandidat nimmt bei den Wiener Grünen eine besondere Rolle ein. Da es formal keinen Parteichef gibt, ist die Nummer eins am Wahlzettel auch die Nummer eins in der Landespartei. Am 20. August lief das Rennen um die grüne Spitzenkandidatur bei der nächsten Wienwahl an. Offen war bis gestern die Frage, ob Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou selbst noch einmal in den Ring steigt. Ihre Weigerung, einen Hochhausbau im Wiener Stadtzentrum abzuschmettern, führte parteiintern zu Kritik und Anfeindungen. Seit ihrer kurzfristig angekündigten „persönlichen Erklärung“ Sonntagmittag ist klar: Vassilakou stellt sich nicht zur Wahl, im kommenden Jahr räumt sie außerdem ihr Büro als Stadträtin. Sie werde ein „tipptopp geführtes“ Ressort übergeben, beteuerte sie.
„Ich komme gleich zur Sache“, macht die Grünen-Politikerin bei der Pressekonferenz kurzen Prozess. Vassilakou begründete dann ihren schrittweisen Rückzug mit jenem Versprechen, das sie im vergangenen Jahr bei einer Landesversammlung abgegeben habe. Damals habe sie angekündigt, dass sie die Erneuerung und Öffnung der Wiener Grünen anstrebe: „Das löse ich nun ein. Und ich beginne mit mir selbst.“ Für ihre Partei wünscht sie sich einen „Generationenwechsel“, das ziele aber nicht nur auf das Alter der Politiker ab: „Jetzt sind die Nächsten am Zug.“ Sie sei gespannt, wer die anstehende Wahl bei den Grünen für sich entscheiden werde. Noch läuft die Bewerbungsfrist. Öffentlich haben bisher nur Klubchef David Ellensohn und Gemeinderat Peter Kraus ihr Antreten verkündet. Der erste Listenplatz wird im November fixiert.
Vassilakou zog bei der Ankündigung ihres schrittweisen Rückzugs aus der Politik auch Bilanz. Sie sei in Athen in den schwierigen dunklen Zeiten der Militärjunta als Tochter eines ehemaligen Flüchtlingskinds geboren. Das Land sei nach dem Bürgerkrieg gespalten und arm gewesen. Sie wisse dadurch, wie wichtig es sei, ohne Armut und Angst in Freiheit leben zu können. Auch dass die Olivenhaine und Weinfelder beim Haus ihrer Eltern einst ohne Grünraumplanung zubetoniert worden seien, habe sie geprägt. Dies habe sie zu einer leidenschaftlichen Planungsstadträtin gemacht. Und zwar in Wien, der „großartigsten Stadt der Welt“.
Der Rückzug habe aber auch persönliche Gründe, berichtete die Vizebürgermeisterin, der für ihre Verkehrspolitik – Stichwort Parkpickerl, Fußgängerzone auf der Mariahilferstraße sowie Ausbau der Radwege – auch viel Ablehnung aus der Bevölkerung entgegenschlug. Vassilakou ging auf diese Kritiker jedoch nicht ein. Doch auch trotz der Leidenschaft für Politik sei das Leben in der ersten Reihe sehr intensiv. Vassilakou wird demnächst 50 Jahre alt, sie habe immerhin die Hälfte ihres Lebens in der Politik verbracht. Wobei sie beteuerte: „Es waren 25 wunderbare, erfüllte Jahre.“