Kunst

Ein Augen und Intellekt lockendes Spiel

© daniel jarosch

Die Wiener Performancekünstlerin und Bildhauerin Stefanie Seibold zeigt im Innsbrucker Kunstpavillon eine alte und mehrere neue Arbeiten. Auch ihre sehr spezielle Fassung von „Das kluge Gretel“ der Gebrüder Grimm.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Nach fast 20 Jahren kehrt Stefanie Seibold in den Kunstpavillon zurück. Mit ganz neuen Arbeiten und einer schon damals gezeigten, die vorführt, dass sich die in Wien lebende Künstlerin, die an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse für performative Kunst und Bildhauerei lehrt, zwar konsequent weiterentwickelt hat, ihrem Kunstwollen aber immer treu geblieben ist.

Wobei das Herkommen Seibolds von der Bühnenbildnerei deutlich spürbar ist. Durch ihr kluges Spiel mit dem Wissen um Raum, ihrem raffinierten Jonglieren zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen. Wenn sie etwa in der Arbeit „Centerfolds“ drei stählerne Skulpturen in den Kunstpavillon stellt. Als ebenso fragile wie monumentale, den Raum neu definierende Behauptung. Ihm durch ihre gebogene Form Dynamik verleiht, ihn aber gleichzeitig teilt. Wobei dieses Teilen ein höchst fragiles und durchlässiges ist, wodurch die Skulpturen wie fragile Raumzeichnungen daherkommen.

Stefanie Seibolds Arbeiten sind praktisch immer kunsttheoretisch oder feministisch aufgeladen. Auch die „Centerfolds“, die eine Reverenz an die mit Seidenstoffen bespannten geschwungenen Raumteiler sind, die die Architektin Lilly Reich als kaum jemals erwähnte Mitarbeiterin des großen Mies van der Rohe in den 20er-Jahren für eine Berliner Industriemesse kreiert hat.

Diese „unsichtbaren“ Frauen haben es der feministisch durchpulsten Künstlerin überhaupt angetan. Sind eingezogen in Seibolds hintergründig collagierte, die „Centerfolds“ umhängende „Ahnengalerie“, während zwei der galeristischen Ecken mit Pretiosen der ganz besonderen Art bestückt sind. Gemacht aus glänzenden Papieren erinnern sie an japanische Faltobjekte genauso wie an hochkarätige „A Girl’s Best Friends“ oder Riesenbonbons. Aber gerade dieses Spiel mit Ambivalenzen, mit mit viel Humor aufgeladenem Uneindeutigem mag die Künstlerin. Was sich auch in einer Reihe von Collagen zeigt, die vor erotischen Anspielungen und kunsthistorischen Zitaten strotzen. Durchdekliniert in einem ebenso die Augen wie den Intellekt lockenden Spiel, das man nicht unbedingt zur Gänze durchschauen muss, um es genießen zu können.

Im hinteren Teil des Kunstpavillons hat Seibold ein theatralisches, aus einer Laterne, einem Tisch, Stuhl, einer Türe und einer Leuchtschrift bestehendes Setting aufgebaut. Für die Performance „Clever Gretel“, die hier fast 20 Jahre nach ihrer Uraufführung am 14. und 15. September live über die Bühne gehen wird. Als Seibold’sche burleske Variante von „Das kluge Gretel“ der Gebrüder Grimm. Die trinkfreudige Köchin wird von drei PerformerInnen parallel dargestellt. Mit dem Ziel, die „grundsätzliche Frage nach der Position und der Beteiligung von Frauen in der Kunstgeschichte und in der Welt“ zur Debatte zu stellen, so Stefanie Seibold.

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