Pferdesport

Stürmische Zeiten für Tiroler Trainer bei Reit-WM

Hinten die Tribüne, vorne der Bagger: So mancher Ort auf dem Gelände der Weltreiterspiele glich nach der Eröffnung noch einer Baustelle.
© holcbecher

Baustellen, Hurrikan-Warnung: Die Eröffnung der Weltreiterspiele in Tryon hatte sich nicht nur Klaus Haidacher anders vorgestellt.

Von Susann Frank

Tryon –Von wegen ruhige Vorbereitung. Derzeit jagt bei Voltigier-Trainer Klaus Haidacher ein Abenteuer das nächste. Das erste, so erzählt sein Schützling, Pas-de-Deux-Titelverteidigerin Jasmin Lindner, war die Anreise zu den Weltreiterspielen ins amerikanische Tryon. Der Tiroler war neben seinem Pferd Dr. Doolittle beim Flug für acht weitere Pferde der österreichischen Starter verantwortlich. „Und so manches Pferd wollte nicht einsteigen“, berichtet Lindner.

Die Zillertalerin und ihr Partner Lukas Wacha sind, wenn möglich, in regem Kontakt mit ihrem vorausgeflogenen Trainer. Auf den die nächste Überraschung bei Ankunft auf der sieben Quadratkilometer großen Anlage im Bundesstaat North Carolina wartete: Haidacher hatte keine Unterkunft. Während die Stallungen für die Pferde fertig sind und sehr komfortabel sein sollen, wird auf dem Gelände überall noch gebaggert. Tribünen und Pressezentrum sind unvollständig, die Unterkünfte für die Pferdepfleger nicht vorhanden. Und als solcher ist Haidacher akkreditiert.

Tryon war erst Ende 2016 für Bromont (CAN) für die Weltreiterspiele, eine Art Olympia des Pferdesports, eingesprungen. So waren gestern bei der Eröffnungsfeier der zweiwöchigen WM überall auf dem Areal noch Bagger zu sehen. „Es ist eine schöne Anlage, aber zeitweise denke ich, ich bin in Afrika und nicht in Amerika“, sagt Ernst Kopica. Er fungiert als Pressesprecher des Österreichischen Pferde-Sportverbandes bei den Titelkämpfen in acht Disziplinen – den drei olympischen: Dressur, Springen und Vielseitigkeit, und in fünf weiteren: Distanzreiten, Western-Dressur, Voltigieren, Vierspänner-Fahren und Para-Dressur. Tirols weiterer Starter, Springreiter Max Kühner, reist erst am Sonntag an.

Der erfolgreiche Longenführer Haidacher ließ sich jedenfalls als Pferdepfleger akkreditieren, um jederzeit nach Dr. Doolittle schauen zu können. Nach einigem Hin und Her konnte er eine Notunterkunft in einem Holzcontainer auf dem Areal ergattern. So kann er auch in der Quarantänezeit von 72 Stunden zu dem geliebten Vierbeiner, der die auf ihm turnenden Lindner und Wacha zu Gold tragen soll. „Klaus muss dann einen Ganzkörperanzug mit Kapuze und Plastikschlapfen tragen, das Handy muss er abgeben“, erklärt Lindner. Deswegen war er gestern nicht erreichbar. Bei 28 Grad wäre dieser Aufzug in der Quarantänebesuchszeit eine sehr schweißtreibende Angelegenheit.

Und jetzt stehen dem Trainer der VG Pill TU Schwaz auch noch stürmische Zeiten bevor. Für die Gegend liegt morgen und übermorgen eine Hurrikan-Warnung der Stufe vier (höchste ist fünf) vor, da Florence direkt auf das Gelände zusteuert. „Die Menschen vor Ort hoffen, dass er von der Küste bis zu ihnen ins Landesinnere abschwächt“, berichtet Lindner. Die Ställe sollen jedenfalls dieser Naturgewalt standhalten können – im Gegensatz zu Haidachers Notunterkunft. „Die Pfleger werden deswegen in den Ställen übernachten“, sagt Lindner. Sie drückt die Daumen, dass der Hurrikan einen Bogen um das Pferdefest macht. Sie und Wacha reisen am Samstag an und würden sich gerne in Ruhe auf „der sonst schönen Anlage“ vorbereiten.

Klein und keinesfalls Hurrikan-sicher: Haidachers Notunterkunft auf dem WM-Gelände.
© haidacher

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Angela Dähling

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