Tiroler Selfmade-Milliardär Benko baut Handelsimperium aus
Rene Benko und seine Signa Holding mischen die deutsche Handelslandschaft auf. Die Signa-Tochter Karstadt und Kaufhof schließen sich zu einem neuen Warenhaus-Riesen zusammen.
Wien, Innsbruck – Dem Tiroler Immobilientycoon Rene Benko ist kurz nach der Übernahme der österreichischen Modeketten Kika und Leiner der nächste Coup gelungen. Der lang gehegte Traum von der Deutschen Warenhaus AG – dem Zusammenschluss der ewigen Rivalen Karstadt und Kaufhof unter einem Dach – scheint nun Wirklichkeit zu werden. Die beiden großen deutschen Warenhausketten schließen sich zusammen. Die deutschen Wettbewerbshüter müssen die Deal noch prüfen.
Sein Imperium, die Signa Holding, hat der 41-jährige Selfmade-Milliardär Benko bereits mit 22 Jahren begonnen aufzubauen. Der schillernde Geschäftsmann stammt auf einfachen Verhältnissen und hatte schon in frühen Jahren einen Hang zum Luxus.
Bereits in den späten 1990er-Jahren, als er noch zur Schule ging, ließ der Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin andere neidvoll und skeptisch auf sich schauen. Mit 17 Jahren organisierte er für einen befreundeten Innsbrucker Baumeister die Renovierung von Dachböden in bester Stadtlage. Daraus, dass er damit gutes Geld verdiente, machte er nie einen Hehl. Schulkollegen erinnerten sich vor vier Jahren im „Falter“ an Goldkettchen und einen geleasten Ferrari.
Brillanter Netzwerker und Frühaufsteher
Auch heute stellt der medienscheue und -kritische Investor seinen Reichtum noch gern zur Schau. Er macht Urlaub auf seiner Yacht, nutzt angeblich nicht selten seinen Jet für dienstliche Zwecke und legt großen Wert auf gute Kleidung.
Seine Fans beschreiben Benko als Blitzgneißer mit gutem Instinkt fürs Geschäft, auch gilt er als brillanter Netzwerker und vor allem als sehr arbeitsam – steht er doch nach eigenen Aussagen jeden Tag um halb fünf in der Früh auf und werkt bis kurz vor Mitternacht.
Einzig die Schule hat Benko nicht so ernst genommen. „Das ist wahrlich so, ich war im letzten Schuljahr, im Maturajahr, so wenig in der Schule, dass ich dann aufgrund der vielen Fehlstunden nicht mehr zur Matura zugelassen wurde“, erzählte er vor zehn Jahren in einem ORF-Interview.
Benko gelang es schon früh, Reiche und Prominente von seinen Geschäftsideen zu überzeugen. Kurz nach der Gründung seiner Signa Holding begegnete er dem „Stroh“-Tankstellenerben Karl Kovarik, der sich 2001 in Benkos Unternehmung einkaufte. Mit Kovariks Geld, einem zweistelligen Millionenbetrag, wuchs die Signa Holding zu einem der größten österreichischen Immobilienunternehmen, das seine Fühler aber schon längst auch ins Ausland, besonders nach Deutschland, ausgestreckt hat.
Von Tirol nach Wien
Vorher hatte es Benko schon zum Schilling-Millionär gebracht, mit dem gewinnbringenden Kauf und Weiterverkauf des Promi-Gesundheitshotels Lanserhof in der Nähe von Innsbruck.
Als Benko von Tirol nach Wien ging, baute er zunächst Praxiszentren für Ärzte, 2004 machte er mit dem Kauf und der Neuerrichtung des strudelnden Innsbrucker Einkaufszentrums Kaufhaus Tyrol von sich reden. Damit mauserte er sich mehr und mehr zum nationalen Immobilienplayer.
Stets um Diskretion bemüht
Die Signa Holding expandierte rasant, von Prag bis zum Gardasee, von Frankfurt bis Mailand ist Benkos Immobilienkonglomerat präsent. Eines der bekanntesten Projekte ist das Goldene Quartier mit Luxusshops und Penthäusern in der Wiener Innenstadt. Benko ist heute einer der größten privaten Immobilienbesitzer in der Hauptstadt, sein Vermögen wird auf 3,7 Mrd. Euro geschätzt, das Immobilienvermögen der Signa Holding beträgt rund 7,5 Mrd. Euro.
Der Tiroler ist stets um Diskretion bemüht. Weder treibt sich der mit einem Ex-Model verheiratete mehrfache Vater privat auf Society-Veranstaltungen herum, noch lässt er Außenstehende in die Bücher seiner – bewusst nicht börsennotierten – Signa Holding blicken, insbesondere Zahlen zu Gewinn und Reserven behält er gerne für sich.
Alles ist aber auch bei Benko nicht Gold. Als eine seiner größten Niederlagen gilt die Verurteilung 2012 vorm Wiener Landesgericht wegen versuchter verbotener Intervention (vulgo Schmiergeldzahlung) im Zusammenhang mit einem italienischen Steuerverfahren zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr. Die Wiener Richterin begründete die Schuldsprüche gegen Benko und seinen Steuerberater mit einem „Musterfall für Korruption“.
In der Folge zog sich Benko operativ von seiner Signa Holding zurück und agiert nun – geschützt – vom Beirat aus.
Karstadt saniert, Kika/Leiner übernommen
Auf Prestige und Prunk steht Benko nicht nur in Bezug auf Immobilien. Er umgibt sich auch gern mit Prominenten aus Politik und Wirtschaft, die ihm immer wieder erkleckliche Summen anvertraut haben. Zu seinem Netzwerk zählen Strabag-Gründer Hans-Peter Haselsteiner, der frühere Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Airliner Niki Lauda, Wüstenrot-Chefin Susanne Riess, Novomatic-Gründer Johann Graf, der Berater Roland Berger und auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), mit dem er unlängst – zusammen mit einer Wirtschaftsdelegation – in die Vereinten Arabischen Emirate (VAE) reiste. Von seinen schillerndsten Investoren, dem griechischen Reeder George Economou und dem israelischen Diamantenschürfer Beny Steinmetz, hat sich Benko mittlerweile losgesagt.
Der umtriebige Tiroler hat es nicht beim Immobiliengeschäft belassen, sondern ist dabei, auch ein Handelsimperium aufzubauen. Europaweit bekannt wurde er 2014 mit dem Kauf der angeschlagenen deutschen Kaufhauskette Karstadt, die er sanierte. Dreimal hatte er vergebens für den Konkurrenten Kaufhof geboten. Nun schaffte er doch den Einstieg bei Kaufhof über ein gemeinsames Joint Venture mit der kanadischen Kaufhof-Mutter HBC. Die Wettbewerbshüter müssen den Deal aber noch prüfen.
Benko hat sich erst kürzlich mit dem Kauf der Möbelketten Kika und Leiner den Eintritt in den österreichischen Handel verschafft. Mitte Juni übernahm seine Signa die angeschlagenen Ketten vom südafrikanischen Steinhoff-Konzern um rund 600 Mio. Euro.
Die Signa-Handelssparte setzte zuletzt bereits fast 4 Mrd. Euro im Jahr um, der Online-Anbieter Signa Sports gilt als Börsenkandidat.