Rad-WM

Ein Fieber, das nicht ansteckt

Blaue Fahrräder an allen Ecken kündigen das Großevent an.
© Jasmine Hrdina

Das Rad-WM-Fieber scheint in Kufstein noch nicht wirklich um sich zu greifen. Wie sich zeigte, scheint bei den Kufsteinern derzeit noch die Verkehrsproblematik im Vordergrund zu stehen.

Von Jasmine Hrdina

Kufstein – Quer durch die Stadt sind die Fahnen gehisst, blaue Fahrräder erregen an vielen Ecken die Aufmerksamkeit der Passanten und an den Hauseingängen im Kufsteiner Zentrum hängen Zettel mit Hinweisen zu den Straßensperren. Knapp zwei Wochen vor der Rad-WM zeigt die sportliche Großveranstaltung auch abseits von Touristikern und Organisationskomitees verstärkt Präsenz. Die Weltelite des Radsports wird schon bald quer durch Tirol strampeln, verfolgt von erwarteten Hunderttausenden Besuchern entlang der Rennstrecken und einem angeblichen 200-Millionen-Publikum an den TV-Bildschirmen.

Während die Veranstalter nicht müde werden, den „enormen Werbewert“ für das 13,1 Millionen Euro schwere Event zu betonen, scheint die Festungsstädter im Moment nur eines zu interessieren: Wie komme ich an den Renntagen mit meinem Fahrzeug durch die Stadt?

„Das Verkehrschaos ist vorprogrammiert“, meint Hartwig Bamberger von der Kufsteiner Stadtpolizei. Erst am Sonntag habe man beim Radmarathon Kufsteinerland einen kleinen Vorgeschmack auf das Spektakel erhalten. Gut vorbereitet sei man schon, „aber man muss sich auf Staus einstellen“. Auf das Rennen freue er sich, „aber noch mehr, wenn alles wieder vorbei ist“.

Wie gut sich der tägliche (Berufs-)Alltag in der Kernzone bestreiten lassen wird, darüber macht sich auch Christian Pfluger Gedanken. Der Postbote weiß noch nicht, wie er während der WM mit seinem Dienst-Rad die Briefe in der gesperrten Innenstadt zustellen soll. Auch an den bis zu 700.000 Euro, die das Event allein in der Region verschlingt, stößt sich der Thierseer: „Das sind auch Steuergelder. Und ich glaube nicht, dass es bei der Summe bleiben wird.“

Die Kosten wolle er nicht kommentieren, „aber für Kufstein ist es sicherlich eine Aufwertung. Ich werde mir gewiss eine Etappe anschauen“, meint Gerhard Gründhammer, Bauunternehmer aus Thiersee.

Am Ende werden alle davon profitieren – nicht nur Gastro und Hotellerie. Davon ist auch Martin Stühlinger, Barbetreiber am Unteren Stadtplatz, überzeugt. „Wenn fremde Leute in die Stadt kommen, kann man neue Kontakte knüpfen. Wenn ich keine solchen Events haben will, darf ich auch nicht in der Stadt wohnen.“

Logistisch werde es für viele Gewerbetreibenden zwar eine Herausforderung – Lieferungen sind aufgrund der Sperren nur eingeschränkt möglich. Laut Stühlinger alles „eine Frage der Organisation“. Sevge Cengiz vom Café gegenüber ist jedenfalls froh, dass „das Lokal auch über einen Hintereingang“ verfügt, der während der Renntage zugänglich sein wird.

Konzerte, Feste, Fanmeile – fast jede Gemeinde, durch die ein Teil der Rennstrecke führt, fährt in der WM-Woche mit einem Rahmenprogramm auf, das auch bei Nicht-Radfans für Vorfreude sorgen sollte. Die Begeisterung hält sich bei zwei jungen Kufsteinern in Grenzen: „Ich habe wirklich null Interesse an dieser Veranstaltung, auch nicht am Rahmenprogramm“, so Hanspeter Unterberger. Sein Kollege Mario Unterfurtner pflichtet ihm bei. „Das Einzige, was mich interessiert, ist, wie ich in die Arbeit nach Kirchbichl komme. Eine Rennstrecke führt da genau vorbei.“

2500 Parkplätze warten auf die WM-Besucher

„Es sind noch 17 Tage, dann ist der ganze Spuk wieder vorbei. Wobei ich das jetzt positiv meine", witzelte gestern Thomas Ebner vom Standortmarketing Kufstein. Dabei war unübersehbar, dass er und sein Geschäftsführer-Kollege Stefan Pühringer (TVB Kufstein) sowie das ganze Team angesichts der Mega-Aufgabe UCI Straßenrad-WM in Kufstein unter Hochspannung stehen.

Man bedaure, dass es während der Renntage von 27. bis 30. September zu Einschränkungen in der Stadt kommen werde. „Aber es ist eine Riesenchance und eine tolle Sache, so etwas mitzuerleben", betonte das Geschäftsführer-Team. Daher lade man alle ein, als Zuseher mit dabeizusein. Der Eintritt in die Startzone ist übrigens frei, aber im Kernbereich ist die Besucherzahl auf 8000 beschränkt. Wie viele wirklich kommen, sei schwer zu sagen, „man hat keine Erfahrungswerte in einem reinen Startort, da bisher immer Rundkurse gefahren wurden".

Auf alle Fälle habe man allein in Kufstein an die 2500 Parkplätze zur Verfügung, zudem an die 300 Stellplätze für Wohnmobil­e. Die ÖBB fahren zudem mit eigenen Sonderzügen nach Kufstein. Das Marketing-Team empfiehlt, sich zu informieren, wann welche Straße gesperrt ist (www.innsbruck-tirol2018.com, Call­center 0512/327707).

In Kufstein selbst bietet man Public-Viewing-Möglichkeiten und eine Partyzone und sogar eine VIP-Tribüne (die kostenpflichtig ist) an. Zudem gibt es Konzerte auf der Festung Kufstein mit Bonni­e Tyler (28. September, um 20 Uhr) sowie Lost Frequencies und Ofenbach (29. September, um 20 Uhr). Außerdem werden viele Geschäfte am Sonntag die Türen offen halte­n.

Was Stefan Pühringer, der zugleich TVB-Geschäftsführer ist, zudem freut: Die Buchungslage in der Region Kufsteinerland sei bereits sehr gut „und die Anfragen nach Zimmern werden täglich mehr", verrät Pühringer. (wo)

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