USA

Hurrikan Florence treibt tausende Ostküsten-Bewohner in die Flucht

Mit Sack und Pack verlassen Bewohner die Stadt Wilmington, North Carolina.
© Reuters

„Florence“ tobt noch über dem Atlantik, doch bald soll der Sturm auf Land treffen. Hunderttausende sollen sich in Sicherheit bringen, doch nicht jeder will sein Haus verlassen. US-Präsident Trump warnt die Bewohner: „Bringt euch in Sicherheit.“

Miami – Der Wirbelsturm „Florence“ hat eine Massenflucht im Südosten der USA ausgelöst. Tausende Menschen verließen angesichts des näher rückenden Hurrikans ihre Wohnorte. Auf den Straßen bildeten sich am Mittwoch lange Staus. Manche Einwohner wollten aber trotz Evakuierungsanordnungen weiterhin nicht ihre Häuser verlassen. Die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA warnte, „Florence“ werde die Küste mit der Wucht eines „Mike-Tyson-Schlages“ treffen – eine Anspielung auf den Ex-Boxweltmeister.

Nach Angaben der Behörden handelt es sich um „einen der stärksten Hurrikane der vergangenen Jahrzehnte“. Sie warnten vor lebensgefährlichen meterhohen Überschwemmungen und Sturzfluten, massiven Regenfällen sowie wochenlangen Stromausfällen und Straßenblockaden. FEMA-Vertreter Jeff Byard mahnte die Bevölkerung, die Warnungen ernst zu nehmen, „Florence“ werde kein bloßer „Streifhieb“ sein.

Tausende sind bereits auf dem Weg in Richtung Westen, um sich vor dem Hurrikan in Sicherheit zu bringen.
© Reuters/Chris Keane

Trump warnt Bürger

Auch Präsident Donald Trump mahnte die Bürger: „Wenn Sie aufgefordert werden zu gehen, dann raus da.“ Zugleich versicherte er, die Behörden seien ausreichend auf den Wirbelsturm vorbereitet.

Für insgesamt rund 1,7 Millionen Bewohner der US-Staaten North Carolina, South Carolina und Virginia galten Evakuierungsanordnungen oder -empfehlungen. Der Notstand wurde am Mittwoch auch für den weiter südlich gelegenen Staat Georgia ausgerufen. In den vergangenen Tagen hatten die örtlichen Behörden zudem bereits den Notstand für die Hauptstadt Washington und den dort angrenzenden Staat Maryland erklärt.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) setzte den Sturm am Mittwochnachmittag (Ortszeit) auf der fünfstufigen Hurrikan-Skala von der Stufe 4 auf die 3 hinab. Die von dem Hurrikan transportierten Winde hatten sich zuvor um etwa 15 Stundenkilometer auf 205 km/h abgeschwächt. Allerdings warnte das NHC, „Florence“ sei nach wie vor „extrem gefährlich“.

Warnung aus dem All: „Pass auf, Amerika!“

Eine Warnung an die Bürger der US-Südostküste kam auch vom deutschen Astronauten Alexander Gerst, der sich an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) befindet. „Pass auf, Amerika!“ schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Florence“ sei derart enorm, dass sie von der ISS aus nur mit einem Super-Weitwinkelobjektiv habe erfasst werden können. Die US-Ostküste müsse sich wappnen, ein wahrer „Alptraum“ komme auf sie zu.

Das Zentrum des Hurrikans befand sich am späten Mittwochnachmittag (Ortszeit) rund 700 Kilometer von der US-Küste entfernt. Es bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 26 Stundenkilometern in Richtung Nordwesten.

Die Meteorologen erwarteten, dass „Florence“ am Donnerstagabend oder Freitagmorgen (Ortszeit) auf die Küste prallen wird. Auf mehreren Autobahnen der Region sperrten die Behörden den Verkehr in Richtung Küste, um zusätzliche Spuren für die fliehenden Bewohner zu schaffen. Andere Einwohner begaben sich in Notunterkünfte, wiederum andere zeigten sich entschlossen, dem Sturm vor Ort zu trotzen.

Manche bleiben zuhause

Der nahe der historischen Hafenstadt Charleston in South Carolina wohnende Elektriker Kevin Miller berichtete, er habe bereits den Hurrikan „Hugo“ von 1989 in seinem Haus durchgestanden und wolle auch diesmal bleiben. „Wir haben alles. Wir sind vorbereitet“, sagte der 50-Jährige.

Der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper, warnte unterdessen, es wäre ein großer Fehler, den Hurrikan in den eigenen vier Wänden aussitzen zu wollen. Die Menschen in den Evakuierungsgebieten müssten „jetzt raus“. „Das ist ein historischer Sturm, wie man ihn vielleicht nur einmal im Leben erlebt“, sagte Cooper.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in der Region heftig geregnet, es kam zu ersten Überschwemmungen. In den am stärksten bedrohten Orten waren viele Häuser und Geschäfte mit Brettern verrammelt, die Supermarktregale oft leer gefegt und auch viele Zapfsäulen bereits leer. (APA/AFP)