Pharmakonzern kauft Tiroler Firma für 210 Millionen Euro
Der Pharmariese Boehringer übernimmt die aus der Med-Uni entsprungene Biotech-Firma ViraTherapeutics, die an Viren gegen Krebs forscht.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Viren zur Bekämpfung von Krebs. Mit diesem Vorstoß machten Forscher der Med-Uni Innsbruck rund um die Virologin Dorothee Holm-von Laer vor sechs Jahren auf sich aufmerksam, als sie mit ihrer Unternehmensidee den Businessplanwettbewerb „Best of Business“ gewannen. Ein Jahr später, 2013, folgte die Ausgründung aus der Med-Uni: Holm-von Laer und Ludwig Weiss (Tiroler Gründungszentrum) riefen die Biotechnologie-Firma ViraTherapeutics ins Leben, mit der die Entwicklung eines Virus zur Behandlung von Tumoren fortgesetzt wurde. Seit 2015 ist auch der deutsche Pharmariese Boehringer Ingelheim (18 Mrd. Euro Umsatz) mit knapp 30 Prozent am Unternehmen beteiligt.
2016 sicherte sich der Milliardenkonzern eine Kaufoption, die nun gezogen wurde. Konkret übernimmt Boehringer Ingelheim die Innsbrucker Biotechnologie-Firma nun für insgesamt 210 Millionen Euro zur Gänze, wie Geschäftsführerin Lisa Egerer und der deutsche Konzern gestern bekannt gaben. Für den Standort Innsbruck sei dies „eine super Sache“, betonte Egerer: „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Marktreife, und mit Boehringer Ingelheim als Partner kann man die klinische Entwicklung vorantreiben“, erklärte die Biochemikerin. Es habe seitens des deutschen Konzerns ausdrücklich den Wunsch gegeben, den Standort Innsbruck zu stärken und weiter mit der Med-Uni zusammenarbeiten. Alle 19 Mitarbeiter bleiben an Bord, auch würde man sich in Innsbruck bereits nach größeren Räumlichkeiten umsehen.
ViraTherapeutics soll zu einer eigenen Einheit in der Forschungsorganisation des deutschen Konzerns integriert werden. Weitere Forschungsstandorte betreibt Boehringer Ingelheim in Wien, im deutschen Biberach und in Richfield in den USA. „Mit ihnen werden wir vernetzt zusammenarbeiten“, schildert Egerer.
ViraTherapeutics hat sich einer Technologie unter Verwendung von Vesicular Stomatitis Viren (VSV) verschrieben. Beim Einsatz des Virus im Kampf gegen bestimmte Tumorarten geht es im Kern darum, so genannte „kalte Tumore“ – etwa Prostatakrebs –, die das Immunsystem nicht als solche identifiziert und damit auch nicht bekämpft, „heiß“ zu machen, damit sich der Körper zur Wehr setzt, wie Egerer erklärt. Dabei vermehrt sich der mittels Impfung eingeschleuste Virus in den Krebszellen und hinterlässt so genannte „sterbende“ Krebszellen. Diese wiederum locken die körpereigenen Immunzellen an, die den Tumor bekämpfen.