Gesundheit

Freundliche Krebstherapie

© Tirol Kliniken/Berger

Wer an einem Tumor erkrankt ist, verliert viele Stunden im Krankenhaus. Im neuen Krebszentrum (CCCI) in Innsbruck werden Patienten rundum betreut und gewinnen Lebenszeit für Zuhause.

Von Theresa Mair

Innsbruck –Jeder kennt jemanden, der an Krebs erkrankt ist. Laut den jüngsten Zahlen des Tumorberichts lebten Ende 2015 beinahe 60.000 Menschen in Tirol mit der Diagnose. Um die Erkrankung in den Griff zu bekommen, ist ein Großteil der Betroffenen auf eine Chemotherapie angewiesen. Viele müssen zur Behandlung oft über mehrere Monate und auch mehrmals wöchentlich nach Innsbruck fahren.

Mit der Eröffnung des Comprehensive Cancer Center Innsbruck (CCCI) am kommenden Montag am Gelände der Universitätskliniken können die Patienten etwas Erleichterung in ihrer ohnehin belastenden Situation erwarten. In der modernen tagesklinischen Versorgungseinrichtung für onkologische Patienten bleiben ihnen nämlich künftig viele Wege erspart. Die Ärzte kommen zu ihnen. Gleichzeitig wird für die Mediziner die fachbereichsüberschreitende Zusammenarbeit an einem Ort gebündelt, wie Markus Wiedemann, medizinischer Geschäftsführer der Tirol Kliniken erläuterte.

Mit der Errichtung des ­CCCI trage man den Entwicklungen in der Krebsforschung und -behandlung Rechnung, in der neben Diagnose und Therapie zunehmend Fragen der Lebensqualität und Patientenzentriertheit eine Rolle spielen. Medizin solle so trotz der wachsenden Komplexität weiterhin „lebbar und finanzierbar“ bleiben. Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Innsbrucker Klinik, erklärte, was dies in der Praxis für die Patienten bedeutet. Weiterhin würden die Diagnose, Aufklärung und Erstellung der Therapiepläne an der Stammklinik erfolgen. Das heißt z. B., dass Brust- oder Gebärmutterhalskrebs nach wie vor an der Uniklinik für Gynäkologie festgestellt und dort die Behandlung geplant wird. Die Chemotherapie erhält die Patientin dann aber am CCCI. „Weiterbehandlung und Kontrolle sind dann wieder in der Stammklinik“, erklärt Kofler.

Vorerst werden ab Montag die onkologischen Patienten der Inneren Medizin I (Hämatologie und Onkologie) sowie der Inneren Medizin II (Gastroenterologie) auf der Infusionsstation des CCCI betreut. Am Dienstag folgen die Patientinnen der Gynäkologie. Etwa 30 Patienten pro Tag können anfangs auf den 26 Therapieplätzen betreut werden. Im Endausbau, wenn alle Kliniken mit dem Zentrum vernetzt sind, sollen es täglich 60 Patienten sein, die dort ihre Chemotherapie erhalten.

Es gibt wohl keinen Patienten, der sich gerne länger als unbedingt nötig in der Klinik aufhält. Die Organisation am CCCI macht es möglich, dass die Betroffenen gegenüber den bisherigen Strukturen eine Stunde Zeit gewinnen. Ab Jahresende sollen es sogar zweieinhalb Stunden sein. Dann wird auch die Apotheke im Haus integriert sein und die für jeden Patienten eigens zubereitete Chemotherapie über ein spezielles Gerät via Rohrpost unkompliziert verschickt werden können, wie die Ärztliche Leiterin des CCCI, Walpurga Weyrer, während eines Rundgangs im Gebäude schilderte.

Der wohl größte Vorteil für die Patienten ist der enge Kontakt mit Pflegepersonen, Schmerzspezialisten, Psychoonkologen, Diätologen und Sozialarbeitern, die im Zentrum ständig anwesend sein und sich um Patienten kümmern werden. „Jeder reagiert anders auf die Therapie und es gibt verschiedene Möglichkeiten, medikamentös, aber auch über die Haut- oder Mundpflege, auf die Nebenwirkungen einzugehen“, sagte Alexander-Simon Strobl, der die pflegerische Leitung im Krebszentrum übernimmt. Durch den engen, häufigen Kontakt sei es den Pflegern möglich zu erkennen, wenn es Beschwerden geben könnte, und diese frühzeitig anzugehen.

Neben der Patientenversorgung verfügt das CCCI nicht zuletzt auch über viel Forschungsfläche. „Das ist eine klassische Win-win-Situation“, freut sich Med-Uni-Rektor Wolfgang Fleischhacker darüber. Durch diese Vernetzung profitieren die Patienten von den Ergebnissen der Forschung und die Forscher lernen von den Patienten.

Im neuen Krebszentrum (CCCI) in Innsbruck werden Patienten rundum betreut und gewinnen Lebenszeit für Zuhause.
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