Literatur

Erdmännchen mit Stiefeln

© TT/Julia Hammerle

Marianne Hengl, Galionsfigur für Behindertenrechte, erzählt ihr schönstes Kindheitserlebnis. Das Bilderbuch gibt Mut.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –Mariann­e Hengl, umtriebige Geschäftsführerin von RollO­n Austria, wurde mit einer Gelenksversteifung an allen vier Gliedmaßen in Saalfelden geboren. „Ich habe aber dennoch eine wunderschöne Kindheit verlebt“, sagt die unverbesserliche Optimistin. Besonders in Erinnerung ist ihr ein Sieg, der nun im Bilderbuch „Marianne und die roten Zauberstiefel“ verewigt ist. „Ich wollte immer die Treppe in meinem Elternhaus bezwingen, aber das war nie möglich. Dann habe ich rote Stiefel bekommen, die an den Stufen klebten, so konnte ich praktisch hinaufhüpfen.“ Das Gefühl, es aus eigener Kraft geschafft zu haben, sei unbeschreiblich gewesen, sagt die Neo-Kinderbuchautorin. Bücher für Erwachsene hat sie schon mehrere veröffentlicht.

Am Mittwoch wurde das Buch, das von Irmgard Kramer aufgezeichnet und von Svetlana Kilian liebevoll illustriert wurde, in Innsbruck präsentiert. „Schon in den ersten zwei Tagen haben wir 400 Bücher verkauft“, freut sich Hengl. Das im Buch geschilderte Erlebnis soll allen Kindern Mut machen, dass man Berge versetzen kann, wenn man etwas unbedingt will. „Ich möchte den Kindern auch die Scheu vor Behinderten nehmen“, sagt die Axamerin, die immer wieder in den Schulen für Aufklärung sorgt. Einmal habe sie zu Kindern gesagt, sie sollen sich so wie sie hinsetzen und gefragt, an wen sie sich dadurch erinnert fühlen, erzählt Hengl. „Ein Bub hat gerufen: Du siehst aus wie ein Erdmännchen!“, fährt sie lachend fort. Dieser Vergleich habe ihr sehr gut gefallen. Nicht umsonst zählen die putzigen Tiere in allen Zoos zu den Lieblingen. Es ist die Fähigkeit, auch über sich selbst lachen zu können, die Hengl zum sonnigen Menschen macht.

Der Erlös des Buches wird in die Arbeit von RollO­n gesteckt. Ein zehnköpfiges Team sorgt dafür, dass Behinderte eine gewichtige Stimme haben. „Vieles im Leben habe ich nicht trotz, sondern wegen meiner Behinderung geschafft“, sagt Hengl. Das bringt auch Erwachsene zum Nachdenken.