Crossover

Ein E-Auto braucht auch ein Gesicht

Mercedes steigt mit dem EQC ins Vollelektriker-Zeitalter ein. Wenig überraschend handelt es sich um einen Kompakt-Crossover.Foto: Werk

Der neue Voll-Elektriker im Zeichen des Stern-Logos ist ein Crossover. Mercedes bleibt mit dem EQC nicht nur antriebsseitig am Puls der Zeit. Marktstart ist Mitte des nächsten Jahres.

Von Beatrix Keckeis-Hiller

Stockholm – Eigentlich haben die Stuttgarter bereits einen Voll-Elektriker: den elektrifizierten Smart. Das gibt Ola Källenius, zuständig für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars bei der Daimler AG, unumwunden zu, wenn er den EQC auslobt. So heißt der erste Sternen-Stromer, dessen Ankunft bei den Händlern (und den Käufern) für Mitte des kommenden Jahres angekündigt ist. Es handelt sich, das ist keine Überraschung, um einen SUV oder auch Crossover. In dem stecken Technik und Erfahrungen aus den Stadt-Zwergen der Tochter-Marke.

Das Kürzel EQ steht für „Electric Intelligence“, es markiert jenes Sub-Label, das die Zukunfts-Abteilung der Alternativ-Trieblinge repräsentiert. Der Erstling setzt das Startsignal für die Smart-Muttermarke. Er soll der „Mercedes unter den Elektro-Fahrzeugen“ sein, sprich die Markenwerte verkörpern: Komfort, Qualität und Sicherheit.

Die Enthüllung – erfolgt in Stockholm, zelebriert von Daimler-Boss Dieter Zetsche – zeigt, dass in Bezug aufs Design eine große Revolution nicht stattgefunden hat. Die Optik bleibt im gewohnten Mercedes-Styling-Rahmen, verbrämt mit Akzenten, die ihn als Elektriker markieren. Siehe etwa Front- und Hecklicht-Signatur samt durchgehendem Lichtband. Zudem hat er nach wie vor einen prominenten Kühlergrill. Die Begründung: „Auch ein Elektroauto braucht ein Gesicht.“ Ein unverkennbares. Weshalb das Sternen-Logo in der Nacht leuchten kann. Das an den GLC angelehnte Kleid – der EQ ist niedriger als der SUV, höher als das Coupé – unterscheidet sich auf den 4,761 Metern Länge vom Verbrenner durch Glattflächigkeit, siehe die fugenlos eingepassten Scheinwerfer, wohl im Sinne der Strömungsgünstigkeit.

Auch im Interieur werden sich Mercedes-Affine auf Anhieb auskennen: Das Cockpit baut auf auf der aus E-, S- und A-Klasse bekannten Wideboard-Architektur. Augenfällig: Die Belüftungsdüsen sind nicht im Turbinen-Design gestaltet, es sind langgezogene Lamellen. Alternativ ist man bei den Materialien, Sitzbezüge und Tapezierungen sind teils aus Recycling-Stoffen, immerhin ist das Volant mit Leder bezogen.

Basis des gar nicht so Kompakten ist die Konzern-Heckantriebsplattform, auf der unterschiedliche Antriebsarten realisiert werden können. Pro Achse sorgt ein Elektro-Antriebsstrang für Vortrieb, mit je 204 PS Leistung (und, gesamt, 765 Nm), damit ist Allradantrieb gegeben. Im Umgang muss man nicht umlernen. Haupantriebs-Akteur ist die Hinterachse. Man kann sich zwischen vier Fahrmodi entscheiden: „Comfort“, „Eco“, „Max Range“, „Sport“ plus ein individuelles Programm. Die technischen Eckdaten sind vorläufig: 0-auf-100 sollen in 5,1 Sekunden absolviert sein, mit 180 km

h ist die Top-Speed limitiert. Bei ab 2425 Kilo Leergewicht werden rund 450 Kilometer Reichweite angegeben (lt. WLTP). Verbrauch: 22 kW/h pro 100 Kilometer im Norm-Mix (lt. WLTP). Auch an Zuglast hat man gedacht, maximal 1800 kg sind (gebremst) anhängbar. Der Laderaum fasst 500 Liter Gepäck. Offroaden wird nicht die EQ-Domäne sein, die Bodenfreiheit beträgt zwölf Zentimeter. Energiequelle ist ein Lithium-Ionen-Akku mit 80 kWh Kapazität, Crash-abgesichert durch einen Hilfsrahmen. An Bord ist ein Onboard-Lader, wassergekühlt, mit 7,4 kW Leistung. Eine Wallbox gehört ins Zubehörprogramm. Gleichstrom-Tanken ist mit bis zu 110 kWh möglich, in 40 Minuten kann auf 80 Prozent geladen werden.

Was im Sternen-Elektriker natürlich nicht fehlt, ist das neue Multimedia-System MBUX, erweitert um Stromer-Features wie Ladestands- und Restreichweitenanzeige etc. Dazu gibt’s spezifische Apps. Dass elektronische Fahr- und Sicherheitsassistenten aus dem Konzernregal zum Gesamt-Paket gehören, steht außer Frage.

Bis 2022 sollen zehn neue Mercedes-Stromer auf den Straßen sein. Darunter fällt nicht nur der EQC, auch der Nachfolger der elektrifizierten B-Klasse sowie das Smart-Trio, das ab 2020 rein elektrisch unterwegs sein soll. Den Weg dazu bereiten kann auch der Einstieg in die Formel E, ab der Saison 2019.