Musik

Filmdisco reloaded im Treibhaus

© Klangspuren

Der Komponist Christof Dienz präsentierte gemeinsam mit dem Tiroler Ensemble für Neue Musik und dem Lichtkünstler Peppi Öttl ein starkes musikalisches Bollwerk.

Von Erna Juvan

Innsbruck –Die Betonung liegt auf laut, damit ist aber nicht ein ohrenbetäubendes „laut“ gemeint, sondern eine experimentelle Vielfalt verschiedener musikalischer Tön­e und Schwingungen.

Im Treibhaus hörte und staunte man bei der Uraufführung von „Laute Bilder“ im Rahmen der Klangspuren Schwaz: so viel Sound und Beats, Rhythmen und knarrende Projektoren. Das Setting: wie folgt. Die Bühn­e: vollgeräumt mit Instrumenten, Kabeln Projektionsflächen und Gerätschaften. Dazwischen: Musiker, die spielen, dirigieren, schalten und walten. Das Konzert: eine lebendige, coole und pulsierend­e Session mit viel Raum für Unvorhergesehenes und einem Hauch von Nostalgie.

Der Komponist, Quer­denker und Grenzgänger Christof Dienz, erst jüngst wieder in den Schlagzeilen mit dem Revival seiner Band Die Knödel, hat sich von der Filmdisco der 1990er-Jahre inspirieren lassen. Ein Künstlerformat der Wiener Elektro-Szene, das als Vorläufer der hippen „Visual­s“ gilt, wenn man so will. Man muss ja nicht immer alles neu erfinden. Es geht um das Wie.

Mit 8- und 16-mm-Filmen, die flimmernd und knatternd live von Peppi Öttl, dem Meister, selbst gemischt den Raum bespielen, nimmt der Live-Act Geschwindigkeit auf. Aufeinander ein- und abgestimmt generiert das Tiroler Ensemble für Neue Musik zwischen Jazz, Pop, E-Musik den Sound und den Groove dazu, allen voran Christof Dienz mit seinem alle „Stückln“ spielenden Fagott. Gewaltig. Und das förmliche Sagen hat an den Drums, dem Synthesizer und als Rapper Lukas König. Da pfeift sich eine Truppe nichts. Wie eine Partitur des Widerstands, wie ein Aufrütteln manifestiert sich diese Session. „Trust“, „money“ und „social media“, heutige Werte könnte man meinen, klingen gerappt wie eine Kampfansage gegen das Establishment, die Gleichförmigkeit und den Gleichklang. Und dann ist da auch noch Platz für Ruhe, wenn die Projektion eines statischen Augenpaares mehr sagt als tausend Worte, und Klänge, pur oder verfremdet, Zeit haben, nachzuhallen. Ungewohnt, wenn man so plötzlich aus der „Komfortzone“ herausgerissen wird, mit der man sich doch, ständig von visueller Überfrachtung und überbordendem Akustikmüll umgeben, arrangiert hat. Einmal mehr zeigt sich, dass Kunst die Welt nicht verändert, aber sie bewegt.