TV-Ausfall und Ticket-Ärger drückten auf die Stimmung
Der erste Renntag der Straßenrad-Weltmeisterschaft in Tirol: reibungslose Organisation, aber ein defektes TV-Flugzeug trübte die Freude des OK.
Von Florian Madl
Innsbruck – Ein wenig Ratlosigkeit herrschte am Sonntag unter ahnungslosen Touristen rund um die Innsbrucker Altstadt. Wer sich am Goldenen Dachl vorbei Richtung Dom bemühte und angesichts der Lautsprecherdurchsagen einen Blick auf das Szenario vor der Hofburg erhaschen wollte, wurde von Sichtschutzplanen und einem Security davon abgehalten. Die Erklärung: Der für die Öffentlichkeit in der Regel frei zugängliche Radsport wurde hier in kommerzielle Schranken gewiesen, der Besuch kostete. Das geschah nicht zur Freude aller Gäste, mancher wandte sich verärgert ab.
Und auch Wolfgang Weiss, der Salzburger WM-Macher 2006 und in der ersten Bewerbungsphase auch Teil des Tiroler Events, konnte das nicht verstehen: „Der Radsport war immer etwas Greifbares, Tickets gibt es üblicherweise nur im VIP-Bereich oder auf Tribünenplätzen.“ So habe er das in Salzburg praktiziert, wo Passanten ungehindert Zugang zur Veranstaltung hatten. Ticketing würde zu einem WM-Budget (in Innsbruck 13 Mio. €) ohnehin nur einen Bruchteil beitragen.
Defekt von TV-Flugzeug sorgte für Bild-Ausfälle
Nicht im Bilde waren gestern zunächst auch die TV-Zuschauer, was dem technischen Defekt eines TV-Flugzeugs geschuldet war. So konnten beim Teamzeitfahren eine knappe halbe Stunde lang nur Bilder vom Start im Ötztal gesendet werden. Das löste so manche Diskussion, vor allem in Kreisen der Touristiker aus. Schließlich musste die TV-Produktion finanziert werden, WM-Geschäftsführer Georg Spazier meinte dazu: „Wir werden das gegenüber dem Weltverband zur Sprache bringen.“
Die angesprochene Union Cycliste Internationale (UCI), Dachverband für 187 nationale Verbände, hatte im Vorfeld schließlich allerhand für Lizenzgebühren einbehalten, auch die Marketingrechte lassen dem Veranstalter nicht allzu viel Spielraum. Ein wenig erinnert das Geschäftsmodell an das Internationale Olympische Komitee, das neben Exklusivität für eigene Sponsoren wenig Zugeständnisse macht. So hatte man seitens der Tirol Werbung einige Weltmeister wie Paolo Bettini oder Johan Museeuw eingeladen, deren Anwesenheit würdigt die UCI nicht durch Freikarten. Man habe, heißt es, eine Vielzahl an Titelträgern.
Was den Ablauf anbelangt, müssen sich die Tiroler Verantwortlichen jedenfalls nichts vorwerfen lassen: Ein Rädchen griff ins andere und lässt das Teamzeitfahren als Probelauf für den Rest der WM-Woche vielversprechend erscheinen.
Und was das Wetter betrifft, darf man in dieser Woche auf Hilfe von oben hoffen. Ausgenommen blieb die Nacht auf Montag, als Sturmtief Fabienne Vorboten mit Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h und Regen Richtung Tirol schickte. In aller Eile rüstete man sich am Sonntag noch gegen das Ungemach. Das blieb den Veranstaltern bei der Siegerehrung der Damen erspart: Der Rad-Weltverband UCI stellte dem Moderationsteam um „Drehbuch-Chefin“ Daniela Maier beim Sieg des deutschen Canyon-Teams die DDR-Hymne zur Verfügung – der Lapsus wurde kurz vor Abspielen erkannt ...