Reutte

Gasthaus Goldene Krone: Eine florierende Weiberwirtschaft

Marta (86, l.) und Hilde Reinstadler (88), die beiden Chefinnen, an der Schank.
© Helmut Mittermayr

Das Gasthaus Goldene Krone in Reutte wird von vier Frauen gelenkt. Die beiden Chefinnen Hilde (88) und Marta (86) Reinstadler führen mit ihren Nichten Elsbeth Fasser und Elfie Sigl das Watterparadies.

Von Helmut Mittermayr

Reutte –Seit dem 17. Jahrhundert ist die Goldene Krone im Reuttener Obermarkt ununterbrochen ein Gasthaus. Die letzten 53 Jahre haben Hilde (88) und Marta (86) Reinstadler im altehrwürdigen Haus, in dem schon Kaiser abgestiegen sind, das Sagen. Nun selbst ein wenig in die Jahre gekommen, hat die „Krone“ jedoch nichts von ihrem Charme eingebüßt.

Wer in Reutte Watter sucht, der wird in der Krone fündig. „Bei uns wird jeden Tag gespielt“, erzählt Hilde Reinstadler. Und mittendrin sie selbst – am liebsten Ladinisch, in seiner puristischen Form, ohne Firlefanz wie den „Guten“. „Drum wird es manchmal auch später, weit nach Mitternacht.“ Die 88-Jährige kann nicht sagen, wie viele Stunden sie täglich arbeitet. „Die zählt doch niemand, wenn er selbstständig ist!“ Sie und ihre Schwester sind einfach immer da. Seit dem 1. Mai 1965. Anfangs pachteten sie den Gasthof, Anfang der 1970er kauften sie ihn.

Die Nichten Elsbeth Fasser und Elfie Sigl (r.) vervollständigen das Krone-Matriarchat.
© Helmut Mittermayr

Dass Hilde und Marta überhaupt Wirtinnen mit Leib und Seele im Bezirkshauptort der „Achakackten“ sein würden – Hilde lacht bei der Schilderung herzlich auf –, war nicht selbstverständlich. Ihr gutturales „Öii“ weist auch heute noch eindeutig darauf hin, wo ihre Wurzeln liegen – in Sölden im Ötztal. Eigentlich kamen die beiden Ötztalerinnen ja nur ins Außerfern, um ihrer Schwester, die den Wirt des Schwarzen Adler geheiratet hatte, im fast gegenüberliegenden Gasthaus ein wenig auszuhelfen. Dann sprangen sie in der Krone ein, die Jahre verflogen und plötzlich ist Hilde eine kleine Institution, in einem Ort, in dem sie lange nicht bleiben wollte. „Im Ötztal fragten sie mich: ,Was tuasch denn bei die Achakackten?‘ Anfangs wusste ich es auch nicht und jetzt will ich schon lange nicht mehr weg.“ Hilde Reinstadler spricht quasi ein Hochsölderisch, denn den wirklichen Sölder Dialekt würde in Reutte niemand verstehen. Schmunzelnd merkt sie noch an, dass man in ihrer Jugend den Kindern im Ötztal damit gedroht hatte, dass sie ins „Außerfera“ müssten, wenn sie nicht brav seien.

Große Investitionen hat das Haus schon Jahre nicht mehr gesehen. Das Geschäft, Zimmer wie Restaurant in der Goldenen Krone, läuft trotzdem gut. Gutbürgerlich und sehr preiswert geht’s an der Adresse Obermarkt 64 zu. „Kein Wunder, es gibt ja keine Gasthäuser mehr in Reutte“, zählt Hilde nur noch den „Hirschen“ und den „Mohren“ als Alternativen auf. Der Schwesterngasthof Schwarzer Adler mit Neffe Edi Glätzle kochte schon länger nicht mehr aus und hat kürzlich an den Reuttener Autohändler Hans Schweiger verkauft. Für Hilde sicher die Quelle eines Gerüchts, das durch Reutte geistert. „Nein, wir sperren mit Jahresende ganz gewiss nicht zu. Solange wir leben, ist die Krone offen!“ Wie es dann weitergehe, sei ebenso offen. Die beiden Nichten Elfie Sigl und Elsbeth Fasser, die schon länger das Tagesgeschäft bewältigen – Hildes Reich ist vor allem die Küche –, würden sicherlich weitermachen, bis sie ins Pensionsalter kämen. Um den Bestand der Krone brauche sich vorerst also niemand sorgen, sagt die 88-Jährige fröhlich in die Zukunft schauend.

Von der TT nach Höhepunkten von mehr als einem halben Jahrhundert als Wirtin der Goldenen Krone befragt, braucht Hilde Reinstadler nicht lange nachzudenken: „Die Watterturniere mit dem Schwarzen Adler.“

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