Mit Fehdehandschuhen bestückte Lanzen
Henning Bohls vieldeutig schräge Installationen passen wunderbar ins noble Schwazer Palais Enzenberg.
Von Edith Schlocker
Schwaz –Die Diskussionen über eine Übersiedlung der Galerie der Stadt Schwaz aus den wunderschönen Räumen im Palais Enzenberg in das städtische Mathoi-Haus sind vom Tisch. Wie seit 25 Jahren wird hier also weiterhin „mit wenig Geld, aber viel Fantasie“, so die neue Hausherrin Anette Freudenberger, dieser längst international beachtete Ort für junge Kunst bespielt werden. Derzeit von dem an der Wiener Angewandten eine Klasse für Malerei leitenden Henning Bohl.
Die Schwazer Schau ist die erste, die der Hamburger in einer öffentlichen Institution in Österreich hat. Bestückt ausschließlich mit Arbeiten, die „vor 14 Tagen fertig geworden sind“, lacht der Künstler und die die unterschiedlichsten Assoziationen provozieren. Wenn er Objekte an die Wand hängt, die genauso an die Lanzen mittelalterlicher Ritter wie an pastellfarbige gedrechselte Geländerstangen erinnern. Aus denen sie auch gemacht sind, um durch elegante Fehdehandschuhe, die an ihren Enden stecken oder ihre kunstvolle Aufpolsterung allerdings zu skulpturalen Objekten der Kunst erhöht zu werden.
Dieses Spiel mit dem Uneindeutigen mag der lustvolle Erweiterer des traditionellen Kunstbegriffs. Genauso wie das Flüchtige, das „Fatale“. Zelebriert in kleinen, mit Kindermalstiften gezeichneten Arbeiten, die, indem sie ihre Farben verändern, einfach „passieren“. Auf aus der Perspektive verschobenen Formaten und – um dem Prozess der Verfremdung noch eine Ebene hinzuzufügen – präsentiert als Faksimile der Originale.
Den kleinen Galerieraum hat Bohl in eine Bühne verwandelt. Indem er pompös sich bauschende Samtvorhänge an den Wänden drapiert, kombiniert mit den schon bekannten Lanzen. „Regress im Abgrund letzter Ordnung“ nennt der Künstler diese theatralisch inszenierte Momentaufnahme eines offensichtlich unausweichlichen Absturzes.