Tirolerin Laura Stigger (18) will heute bei der Rad-WM überraschen
Am Mountainbike kann der Haiminger Weltmeisterin Laura Stigger keine das Wasser reichen. Bei der Heim-WM versucht sich die seit Kurzem 18-Jährige heute am Straßenrad.
Innsbruck — Doppel-Weltmeisterin darf sich Laura Stigger (URC Ötztal) schon nennen — am Mountainbike. Heute peilt die 18-Jährige im Juniorinnen-Straßenrennen zwischen Rattenberg und Innsbruck (71 km, 975 hm/9.10—11.15 Uhr, live ORF Sport plus) den nächsten Coup an, Druck lastet keiner auf ihr: „Ich will Spaß haben!"
1. Motivation Heim-WM: „Die WM war schon lange im Hinterkopf, da wollte ich unbedingt dabei sein", sagte Stigger im Vorfeld. Die Qualifikation schaffte sie beim bisher einzigen Antreten auf einem Rennrad mit einem 14. Platz bei einem Nationencup-Rennen in Italien.
2. Strecke: Die knapp 72 Kilometer von Rattenberg über die Dörferstraße und die Olympia-Runde nach Innsbruck ist mit 975 Höhenmetern garniert. Ihre Rennhärte am Mountainbike kommt Laura Stigger dabei entgegen: „Das ist ein Kurs, den nicht so viele gewohnt sind."
3. Wundertüte: „Favoritin bin ich sicher nicht", wiegelt Laura Stigger ab. Nachsatz: „Was rauskommt, kommt raus." Sie wolle kämpfen, ans Limit gehen. Was für ein Unterschied zu ihrem Trainer Rupert Scheiber, erfahrener Rennleiter beim Ötztaler Radmarathon: „Wir sind am Start, um eine Medaille zu machen. Aber wenn es nicht klappt: Doppel-Weltmeisterin im Mountainbiken bleibt sie."
4. Vorbereitung: Die änderte sich gegenüber dem Mountainbiken nicht, selbst das Material (Kurbellänge blieb bei 175 Millimeter) wurde darauf abgestimmt. Gestern ging es in die Kraftkammer, um Koordination und Schnelligkeit zu forcieren. Und die Umfänge blieben auch gleich wie immer: zehn Stunden wöchentlich.
5. Taktik: „Es ist ziemlich hügelig — das ist für sie als Mountainbikerin eine gute Sache", meint Rad-Experte Thomas Rohregger. Richtung Gnadenwald würde sich das Feld teilen, Richtung Aldrans falle die Entscheidung. Laut Trainer Scheiber sei die Renngeschichte „ein wenig mit Glück verbunden".
6. Favoriten: „Man weiß nicht, wer das Tempo macht. Orientieren kann man sich an den Niederlanden, Italien, Russland, Deutschland und Tschechien", weiß Trainer Rupert Scheiber. Der Vorteil von seinem Schützling, der Einzelkämpferin Stigger: „Sie ist eine clevere Frau."
7. Ziel: Das heißt Olympische Sommerspiele 2020 in Tokio — doch halt: Schon am 3. Oktober erfolgt der Abflug zu den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires, wo auch ein Teambewerb ansteht. „Schon das Dabeisein ist riesig", meint Laura Stigger. Ob das einer Doppel-Weltmeisterin wirklich genügt?
8. Party: Da bleibt die 18-Jährige cool: „Wenn man das tut, was man gerne tut, vermisst man nichts." Feiern würde sie schon, nur eben schaumgebremst. Und sonst lebt auch sie das Leben eines Teenagers, Shoppen gehört zu den Hobbys der Sport-BORG-Schülerin.
9. Sport: „Ohne Sport wird es schwierig", meint Stigger. Und dabei geht es nicht primär ums Radeln, sondern auch ums Langlaufen, Skitourengehen und Klettern.
10. Vorbilder: Die Norwegerin Gunn-Rita Dahle Flesjå (45) dominierte ihren Sport über Jahre, das ringt Laura Stigger allerhand Respekt ab. Aber auch an der ehemaligen Kirchberger Weltcupsiegerin Lisi Osl (32), die zuletzt nicht mehr an alte Erfolge anschließen konnte, orientiert sich die Haimingerin.
11. Schule: Freiheiten hat Laura Stigger allerhand, der Schulabschluss bleibt aber im Fokus. Und die Gemeinschaft im Innsbrucker Sport-BORG sei zudem eine besondere: „Die anderen freuen sich mit mir mit."
12. Zukunft: Mountainbike oder Rennrad, das ist hier die Frage. „Die WM ist ein Ausflug, danach schauen wir, wie es weitergeht. Aber ich würde gerne beim Mountainbike bleiben. Das ist technisch viel schwieriger und mir taugt es, mich da zu verbessern."