Ein Wirtschaftsstandort will mehr Netze spinnen
Die Plattform i.ku befragte Unternehmer im Bezirk zu ihren Erwartungen an ein Netzwerk. Auffällig: Branchenbetriebe blieben bisher unter sich.
Von Jasmine Hrdina
Kufstein –Haben Kufsteins Unternehmer bisher nicht gern über den eigenen Tellerrand geschaut? Viele Betriebe im Bezirk wären jedenfalls gern besser vernetzt – so lautet zumindest das Ergebnis einer Umfrage der Plattform i.ku in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer (WK) Kufstein und der Fachhochschule Kufstein (FH). 2017 gegründet, wird die Leader-geförderte Initiative mittlerweile von sieben Partnern – Stadt Kufstein, TVB Kufsteinerland, Kufgem, Stadtwerke Kufstein, FH, WK Kufstein und Standortagentur Tirol – getragen. Das erklärte Ziel: die Vernetzung von in der Region etablierten Unternehmen mit Bildungseinrichtungen und Jungunternehmern. Immer wieder gibt es dazu Projekte mit Studierenden, Wettbewerbe und Dialoge zwischen Lernenden und etablierten Unternehmern. „Es ist ein Unterschied, ob eine Abschlussarbeit in der Schublade des Professors verstaubt oder ein Unternehmen davon etwas umsetzt“, meint Karin Steiner, Mitglied im Leitungsteam von i.ku. Eine Bedarfserhebung sollte diesem Konzept nun eine wissenschaftliche Basis verleihen.
Für die Studie habe man Fragebögen an 4400 Unternehmen im Bezirk ausgeschickt. Als repräsentativ kann man die Umfrage mit einem Rücklauf von 169 Bögen (fast 80 Prozent davon aus dem Dienstleistungsbereich) nicht bezeichnen, dennoch könne man wichtige Rückschlüsse ziehen, welche Erwartungen die Unternehmer an regionale Netzwerke haben, ist Steiner überzeugt.
Demnach zeige sich, dass die regionalen Betriebe derselben Branche untereinander regen Kontakt haben – 57 Prozent gaben das zumindest an. „Studien zeigen aber, dass gerade die cross-sektorale Zusammenarbeit einen Standort stark macht. Hier fehlt es sicher noch an Bewusstseinsbildung bei den Firmen“, merkt Steiner dazu an.
Aufholbedarf gebe es auch bei Anknüpfungen an Bildungseinrichtungen (71 Prozent betrachteten ihr Unternehmen als nicht vernetzt) sowie an Jungunternehmer und Gründer (hier bewerteten 83 Prozent die derzeitige Situation negativ). Immerhin: Drei Viertel der Befragten stehen dem Ausbau ihres Netzwerks positiv gegenüber.
Mit diesem Ergebnis sieht sich das Leitungsteam von i.ku in seiner Existenzberechtigung bestärkt. Die befragten Unternehmen versprechen sich von der Plattform, dass die Zusammenarbeit gestärkt wird, Erfahrung und Wissen ausgetauscht werden und dass sie eine weitere Informationsanlaufstelle haben.
Vor allem ältere und größere Unternehmen (mehr als 10 Mitarbeiter) wollen bei der Realisierung innovativer Ideen zu ihren Produkten unterstützt werden. Auch der Umgang mit modernen Kommunikationsmedien und Digitalisierungsthemen sowie die Entwicklung von Marketingstrategien sei ein Anliegen der Wirtschaftstreibenden im Bezirk.
Wie gut die Voraussetzungen des Standorts Kufstein und Umgebung sind, damit beschäftigte sich auch Lena Hörl in ihrer Masterarbeit am MCI. Die Lage und die Nähe zu Kunden und Märkten sowie eine breit aufgestellte Wirtschaft seien positive Merkmale, ebenso wie die Mischung aus urbanem und ländlichem Lebensraum, Familienfreundlichkeit und das Angebot an Bildungseinrichtungen. Bedarf gebe es aber bei qualifizierten Arbeitskräften, auch das Klima wurde als verschlossen und wenig innovationsfreundlich bewertet.
„Statt zu jammern, sollten wir unsere Stärken besser nutzen“, lautet Steiners Empfehlung. Gestern Abend wurden die Studienergebnisse 50 geladenen Gästen (i.ku-Partner und Unternehmer) präsentiert. Man hofft, daraus neue Projekte entwickeln zu können. Im Herbst startet inzwischen wieder das „7 €-Cash-Projekt“ an den Schulen. Mit sieben Euro Startkapital gründen die Kids dabei ihr eigenes Unternehmen. „Es ist beeindruckend, mit welchem Eifer die Schüler dabei sind und was sie dabei lernen.“