Dokumentarfilm

“Weapon of Choice“: Ein diskreter Waffenfabrikant

© Polyfilm

Fritz Ofner und Eva Hausberger präsentieren heute im Leokino ihren Dokumentarfilm „Weapon of Choice“.

Innsbruck –Nach dem zweiten Irakkrieg beantragte der Waffenhersteller Gaston Glock eine Genehmigung zur Ausfuhr seiner Pistolen in das noch immer kriegsführende Land. Jeder Polizist sollte mit einer Glock ausgestattet werden, doch Waffen aus einem neutralen Land sind ein heikles Thema. In solchen Fällen hilft der Hinweis auf den Verlust von Arbeitsplätzen, was für Politiker ein noch heikleres Thema darstellt. Die Garantie, die Waffen nie in die Hände von Terroristen gelangen zu lassen, war der Kompromiss. Fritz Ofner und Eva Hausberger haben für ihren Dokumentarfilm „Weapon of Choice“ den Weg der Waffen verfolgt. Der Polizeichef beklagt vor Ort den Mangel an verfügbaren Glocks, denn viele Polizisten quittieren nach dem Erhalt der Pistole ihren Dienst, verkaufen sie für etwa 1000 Dollar und bewerben sich wieder als Polizisten und für eine neue Waffe.

In der Regel dürften die Erfahrungen durchschnittlicher Kinogeher mit dem gewaltsamen Sterben über jene in Gangsterfilmen oder Western nur selten hinausgehen. Es gibt diese homoerotischen Momente im Film noir unter Gangstern, die sich ihre Waffen zeigen oder gar befühlen lassen.

1991 stürmte ein Mann eine Cafeteria in Killeen, Texas, und tötete mit zwei Pistolen 23 Menschen. Eine der Pistolen war eine Glock. Um Schaden von der gerade in den USA expandierenden Waffenfirma abzuwenden, ging der Firmenanwalt Paul Jannuzzo „in die Offensive”, um auf die Trennung von Waffe (gut) und Amokläufer (böse) hinzuweisen. Doch die Bürger hatten das Massaker vergessen, erinnerten sich nur noch an die Pistole, die ohne Ladehemmung 17-mal feuern kann.

In „Weapon of Choice“ ist der Anwalt nach einigen Jahren im Gefängnis nicht gut auf den Pistolen-Pionier zu sprechen, denn Gaston Glock zeigte den ehemaligen Weggefährten wegen Unterschlagung an – eine Intrige, sagt Jannuzzo. Für einen anderen Geschäftspartner Glocks, der bereit war, über die Geschäfte des diskreten Waffenfabrikanten zu reden, musste das Filmteam ein Gefängnis in Luxemburg aufsuchen. Dort sitzt Charles Ewert, Ex-Treuhänder der Firma Glock, eine 20-jährige Haftstrafe ab, weil er die Ermordung Glocks in Auftrag gegeben haben soll.

Gaston Glock, Jahrgang 1929, der sein Pistolen-Imperium Anfang der 1980er-Jahre gegründet hat, meidet Medien und Öffentlichkeit jenseits seines Anwesens am Wörthersee. Zu Wohltätigkeitsfesten lässt er Popstars wie Robbie Williams einfliegen und singen. Den Rest erledigen Politiker, die sich als Glock-Fans outen. In Texas nutzte George W. Bush als Gouverneur den Amoklauf von Killeen für eine Liberalisierung der Waffengesetze. Im Museum, das Bush nach seiner Präsidentschaft gewidmet wurde, haben die Kuratoren um eine Glock einen Altar errichtet. Die Pistole gehörte Saddam Hussein und stand damit dem Feldherrn als Kriegsbeute zu. Bizarrer und lehrreicher kann ein Film nicht sein. (p. a.)

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