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Über rauschendem Wasser

Auf dem Klammgeistweg überquert man zweimal die Leutascher Ache: auf der Höllbrücke ...
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Eine spektakuläre Wanderung ist durch die Geisterklamm in Leutasch möglich. Vor allem mit Kindern bietet sich die Runde an, die beliebig ausgedehnt werden kann.

Von Irene Rapp

Leutasch –Im zu Ende gegangenen heißen Sommer wäre die Wanderung durch die Geisterklamm in Leutasch vermutlich eine Wohltat gewesen: Aber auch jetzt hat die Tour noch ihre Reize. Zum einen wegen der herbstlich geprägten Landschaft.

Zum anderen, weil man die kleine Wanderung auch nach der Schule noch gut unterbringt. Den Verantwortlichen ist es nämlich gelungen, entlang der Strecke so viele kindgerechte Infos und Mitmachstationen einzubauen, dass der Nachwuchs hier wohl nie über Langeweile klagen wird.

.... und der Panoramabrücke.
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2006 wurde der Erlebnissteig eröffnet, verschiedene Runden sind möglich. Wir sind am Dienstag auf dem Klammgeistweg durch die Schlucht gewandert, was in rund 1,5 Stunden zu bewältigen war. Es gibt aber auch noch eine längere Variante und wer will, kann auch gleich noch zu Fuß nach Mittenwald.

So kommt man hin: Zunächst durch Leutasch, wobei schon die Anfahrt eine Reise wert ist. Immerhin besteht die Gemeinde aus 24 unterschiedlichen Dörfern, Rotten und Weilern. Wir allerdings fahren zunächst von Seefeld aus durch Weidach weiter nach Gasse und biegen dort rechts ab.

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Den Track für die Tour finden Sie unter bit.ly/2IlCycv

Rund zehn Kilometer sind es dann bis zum Parkplatz der Leutaschklamm, immer wieder kommt man an Häusern vorbei, dazwischen Felder sowie Wald und links und rechts ziehen sich zum Greifen nah die Berge hoch. Geparkt wird am kostenpflichtigen Parkplatz neben dem Gasthaus Leutascher Klammstüberl (www.klammstueberl-leutasch.at). Los geht es direkt unter dem Parkplatz.

Zunächst marschiert man kurz unter einem Hochseilgarten durch auf einem breiten Waldweg dahin. Rund zehn Minuten sind es bis zum Einstieg in die Klamm und immer wieder liefern Infotafeln Wissen zu allen möglichen Themen. Die Leutascher Klamm wurde übrigens nicht erst 2006 erschlossen. Im Internet finden sich alte Aufnahmen von Holzkonstruktionen knapp über dem Wasser, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden sind. Auf dem Klammgeistweg bewegt man sich allerdings viel weiter oben – fast schon in atemberaubender Höhe.

Doch zunächst heißt es vom breiten Forstweg links abbiegen, kurz geht es steil hinunter und dann hat man bereits die ersten Stahlkonstruktionen vor sich. Diese ziehen sich rund 1000 Meter durch die Klamm und bieten wirklich ein wenig Kitzel. Erstens, wie gesagt, wegen der Höhe. Und zweitens, weil man nicht nur beim Blick über das Gelände auf das Wasser schauen kann, sondern auch – aufgrund des löchrigen Stahlgitters – zwischen den Füßen. Für Hunde ist dieser Weg daher nicht ideal.

Kurz bevor man zur Staatsgrenze kommt, zieren viele Steinmandln den Waldboden.
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Die Leutascher Ache tief unter einem ist jedenfalls beeindruckend: Mal macht sie sich ziemlich laut bemerkbar, mal umfließt sie eine kleine Steininsel oder presst sich zwischen den eng beieinanderstehenden Felswänden mit ziemlich viel Kraft durch. Das Gewässer entspringt übrigens im Gemeindegebiet von Ehrwald und fließt bei der deutschen Gemeinde Mittenwald in die Isar.

Zunächst wandert man so auf der rechten Seite der Ache dahin, dann kommt die erste kühne Brücke – auch Höllbrücke genannt – über den Bach. Gleich danach kann man links über Treppen hinauf einen Abstecher zur Höllkapelle machen, die direkt an der Straße nach Mittenwald liegt. Wieder zurück geht es dann auf der linken Seite der Ache. Ab und zu weht ein kühles Lüfterl herauf, die meiste Zeit bewegt man sich jetzt zu dieser Jahreszeit im Schatten – daher warm anziehen.

Ein weiteres Highlight ist die Panoramabrücke: Ganze 47 Meter befindet man sich dort über dem Gewässer, mit dem sich davor erhebenden pyramidenförmigen Berg ergibt sie ein tolles Fotomotiv. Über die Brücke wechselt man wieder auf die andere Seite, kurz geht es steil bergauf und dann befindet man sich schon fast am Wendepunkt der Runde.

Zuvor allerdings sollte man noch die Grenze überschreiten, denn ja, hier verläuft die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Wobei von Grenzen wollten die Erbauer dieses Weges offenbar nicht sprechen. „Grenzenlos“ heißt es etwa unter einer lustigen Darstellung, die an einem Baum angebracht ist: Da umarmen sich der bayerische Löwe und der Tiroler Adler – die erste Erwähnung dieser Grenzlinie geht übrigens auf das Jahr 1430 zurück.

Und dazwischen informiert immer wieder der Klammgeist.
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Für all jene, die die Runde ausdehnen wollen: Wenn man die Panoramabrücke nicht überquert, kann man links weitergehen und ebenfalls in einer größeren Runde (Koboldpfad) wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren. Möglich ist auch noch der Besuch eines Wasserfalls (auf dem Wasserfallsteig): Der „Einstieg“ befindet sich in Mittenwald beim Klammkiosk.

Wir allerdings haben nur kurz die Grenze überschritten und sind dann wieder auf einem breiten Forstweg retour gewandert. Von der Klamm ist hier nicht mehr viel zu spüren, man befindet sich in schönem Herbstwald, es finden sich wieder Infotafeln und Mitmachstationen. Beim Einstieg in die Geisterklamm mündet der Weg dann wieder in den bereits bekannten Hinweg ein. Laut TVB ist die Geisterklamm übrigens noch bis Ende Oktober „offiziell“ geöffnet. Danach werden die Hinweisschilder abmontiert.

Und weil man schon in der Nähe ist: Interessant ist der Besuch des Gasthauses Ederkanzel in einer Höhe von 1208 Metern über Mittenwald (www.ederkanzel.de). Interessant deshalb, weil die Terrasse auf österreichischem Boden steht, der Rest des Gebäudes in Bayern. Und da umarmen sich der Tiroler Adler und der bayerische Löwe wohl wieder einmal.

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