Tiroler Zivilrechtler

90 Jahre jung, 60 Jahre Anwalt, Pensionsantritt weiter ungewiss

© Thomas Boehm / TT

Heinz Bauer ist der zweitälteste Rechtsanwalt Österreichs. Freilich nur nach Lebensjahren. Vom Zivilrecht will er einfach nicht lassen.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –Die Universitätsstadt Innsbruck kann mit einigen Vollblutjuristen aufwarten. Zur Legende unter ihnen hat sich mittlerweile Heinz Bauer gemausert.

So feierte der Innsbrucker Rechtsanwalt mit Gemeinschaftskanzlei am Bozner Platz im August nicht nur seinen 90. Geburtstag, sondern auch das 60-jährige Kanzleibestehen. Auch nach sechs Jahrzehnten will der geistig und körperlich fitte Advokat nämlich nicht von den Gesetzbüchern lassen und findet sich täglich in der Kanzlei ein.

Die Tiroler Rechtsanwaltskammer ist da natürlich stolz auf so einen Jubilar. Im feierlichen Rahmen bereitete der Kammerausschuss Bauer daher eine Feier. Auch Freunde wie Rechtsanwaltskollege Ivo Greiter oder die Kanzleipartner Michael Jöstl und Norbert Wolf waren gekommen.

Rechtsanwaltskammer-Präsident Markus Heis fiel da die Laudatio unter den Anwesenden nicht schwer. Er bedankte sich bei Bauer persönlich, dass er „den Anwaltsstand nun schon über sechs Jahrzehnte so würdig vertreten“ habe.

Heis hat stellvertretend für die übrigen 542 Tiroler RechtsanwältInnen natürlich auch noch aus anderem Grund zu danken. So will Bauer von der Arbeit nicht lassen und hat als aktiver Kollege bislang auch als 90-Jähriger von seiner Kammer noch keinen einzigen Cent Pension bezogen.

„Da hat Kollege Bauer unserem Pensionsfonds natürlich schon viel erspart“, scherzte Präsident Heis und überreichte dem aktuell zweitältesten Rechtsanwalt Österreichs eine Ausgabe der Innsbrucker Nachrichten vom 25./26. August 1928. Die Wochenendausgabe erschien überraschend aktuell. „Der Bauer braucht Hilfe“, hieß es da in Richtung der um staatliche Unterstützung bittenden Landwirte.

Jubilar Bauer benötigt bis heute keinerlei Hilfe und eröffnete der TT seinen Jungbrunnen: „Mit gut achtzig Jahren habe ich in Rinn Golfen angefangen. Das hält mich in der Natur fit.“ Einst zählte auch das Filmen an entfernten Orten zu Bauers Leidenschaften.

Richtig geblieben ist dem Juristen aber nur eines: „Wissen Sie, ich habe eben bis heute nichts Interessanteres gefunden als das Zivilrecht. Es macht mir bis heute Spaß, mich mit neuen Fällen zu beschäftigen!“ Einen gewissen Erfahrungsschatz kann man Bauer dabei ja nicht absprechen, zumal sein ständiger Begleiter – das ABGB (Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch) – über die Jahrzehnte Bestand hatte. So überraschte Bauer am Landesgericht erst kürzlich mit souveräner Klagsführung in einer komplexen Materie. Aber auch im monströsen Talirz-Prozess, der in den Neunzigern eine Millionen-Bauuntreue abgehandelt hatte, zählte Bauer zu den Verteidigern.

Wie wichtig ein guter Anwalt ist, ließ Heinz Bauer indes – nicht ganz ernsthaft – Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt feststellen: „Die Gerechtigkeit wohnt in einer Etage, zu der die Justiz keinen Zugang hat.“

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