Matrei muss ganztägige Kinderbetreuung anbieten
Das Osttiroler Kinderbetreuungszentrum hat seine Zweigstelle in das ehemalige Pfarramt verlegen müssen. Nachmittagsbetreuung fehlt.
Von Christoph Blassnig
Matrei i. O. –Seit dem Jahr 1995 betreibt das Osttiroler Kinderbetreuungszentrum (OKZ) in der Marktgemeinde Matrei eine Zweigstelle. Diese war im Kindergartengebäude untergebracht. In den letzten Jahren kamen immer mehr Sprösslinge in den Kindergarten. Das OKZ musste zuerst seinen Ausweichraum aufgeben. Mit dem gerade begonnenen Schuljahr hat Matrei eine sechste Kindergartengruppe eröffnet. Für das OKZ war kein Platz mehr.
„Wir mussten uns schnell um eine Alternative umsehen, sonst wären wir auf der Straße gestanden“, berichtet OKZ-Geschäftsführerin Sabine Bodner. Erst seit knapp einem Jahr führt Bodner die Geschicke des Vereines. Die Auswahl an möglichen Ausweichquartieren war gering. So hat man aufwändig jenes Stockwerk im ehemaligen Pfarramt saniert, in dem sich bis vor zwei Jahren die aufgelassene Bibliothek befand. Deutlich mehr als 200.000 Euro hat die kindgerechte Adaption wohl gekostet, die Schlussabrechnung liegt noch nicht vor. Baumängel wie Feuchtigkeitsschäden verlangten nach umfassenden Maßnahmen, auch die Decken mussten zum Teil erneuert werden. Am Dienstag wurden die 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten durch Landesrätin Beate Palfrader offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Das Land hat eine Förderung von 125.000 Euro zur neuen OKZ-Zweigstelle in Matrei beigetragen. Bürgermeister Andreas Köll habe Palfrader dafür versprechen müssen, in einem Jahr ein Konzept für eine gesamtmatreier Kinderbetreuungslösung vorzulegen, wie er sagte. „Das habe ich natürlich gerne getan, wir arbeiten bereits daran. Zumindest eine Gruppe soll ganztägig und ganzjährig geführt werden“, so Köll.
Denn es mangelt in Matrei an der Nachmittagsbetreuung. Es gibt jetzt zwar sechs Kindergartengruppen, diese werden jedoch nur bis 13 Uhr geführt. Das Osttiroler Kinderbetreuungszentrum bietet wiederum sehr flexible Öffnungszeiten von 6.30 bis 19.30 Uhr. Doch das Land genehmigte dem OKZ nur eine Gruppe, nämlich eine Kinderkrippe für Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren. Kindergartenkinder dürften also ihres Alters wegen in den gerade sanierten Räumlichkeiten nicht aufgenommen werden, nachdem der Gemeindekindergarten seine Tür ab Mittag geschlossen hält. „Für zahlreiche Mütter bedeutete das eine untragbare Situation“, weiß Bodner.
Jede Gemeinde ist laut dem Tiroler Bildungs- und Betreuungsgesetz verpflichtet, alle drei Jahre den zukünftigen Bedarf an Betreuungsplätzen zu erheben und ein ganztägiges und ganzjähriges Angebot in einem solchen Ausmaß sicherzustellen, dass eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegeben ist. Der Matreier Bürgermeister setzt statt Kindergarten am Nachmittag auf das OKZ, das in Matrei aber nur eine Krippe führen darf. Ein kurzfristiger Kompromiss lautet: Das OKZ darf auch Kinder betreuen, die älter sind als drei Jahre. Höchstens jedoch fünf von ihnen, und insgesamt nie mehr als dreizehn Kinder gleichzeitig – dafür ist Platz ohne Ende.