Volksbegehren

„Don‘t smoke“: Kampagne gegen Rauch im Wirtshaus startet

Symbolfoto.
© Hammerle

Am 1. Oktober startet die Eintragungswoche für das Volksbegehren für ein Rauchverbot in die Gastronomie. Die Gewerkschaft startete nun eine Kampagne.

Wien – Mehr als 1000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich im Zusammenhang mit Passivrauchen. Auch die rund 220.000 Arbeitnehmer im Hotel- und Gastgewerbe hätten ein Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz, meinen die Vertreter der Gewerkschaft vida und stellten am Donnerstag in Wien die neue Kampagne „Kein Rauch im Wirtshaus“ vor.

Alle Arbeitnehmer hätten laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz - nur die Mitarbeiter in der Gastronomie nicht. Sie würden behandelt wie „Menschen zweiter Klasse“, kritisierte Berend Tusch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Tourismus, ihre Gesundheit sei weniger wert. Er sprach von einem „Rückschritt“. Von „Freiwilligkeit“ könne nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht wirklich die Rede sein.

Auch Raucher wollen nicht im Rauch arbeiten

Auch wenn in der Branche viele Raucher tätig sind – auch wer selbst rauche, wolle nicht stundenlang im Rauch arbeiten, zeigte sich der Wiener Kellner Andreas Schwabl überzeugt. In seinem Betrieb habe sich das vor rund zehn Jahren freiwillig eingeführte Rauchverbot trotz Skepsis im Vorfeld durchaus bewährt, auch finanziell. Ein oft ins Treffen geführte, prognostiziertes „Wirtesterben“ im Fall eines generellen Rauchverbots in der Gastronomie hätten internationale Studien widerlegt, wurde bei dem Pressetermin betont.

Eine Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereich funktioniere nicht, zeigten sich die Arbeitnehmervertreter überzeugt. Auch jene, die sich im sogenannten Nichtraucherbereich aufhalten, würden kontinuierlich toxischen Stoffen ausgesetzt. Slogans wie „G ́nädige Frau, Ihre Melange im Rauch“ oder „Ihr Aschenkrügerl, bittschön“ sollen nun explizit aufrütteln und auf die Situation aufmerksam machen.

Belastung auch für Lehrlinge

Tausende Kellner wären täglich stundenlang Passivrauch ausgesetzt, selbst die rund 10.000 Lehrlinge dürften sich legal regelmäßig „vorübergehend“ in verrauchten Räumen aufhalten, während in Ställen stets für einen sauberen Luftwechsel gesorgt werden müsse, meinte Gewerkschafter Tusch. Auszubildende unter 18 Jahren könnten in verrauchten Betrieben ausgebildet werden, künftige Restaurantfachleute dürfen weiterhin bis zu eine Stunde täglich im Rauchbereich arbeiten.

Vida und Arbeiterkammer unterstützen das Volksbegehren mit diversen Aktionen und Initiativen. Gefordert wird ein „verbindlicher Nichtraucherschutz ohne Hintertürchen“. In Wien sollen unter anderem mobile „Haltestellen“ eingerichtet werden, von denen aus man sich gratis via Taxi zu einem Eintragungslokal bringen lassen kann.

Aufruf zum Unterschreiben auch aus Niederösterreich

Vor der Eintragungswoche für das „Don‘t smoke“-Volksbegehren haben auch die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) und die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) am Donnerstag in einer Pressekonferenz zum Unterschreiben aufgerufen. „Alle 41 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch durch Auswirkungen des Tabakrauchs“, sagte NÖGKK-Generaldirektor Jan Pazourek.

Während in anderen europäischen Ländern der Anteil der Raucher rückläufig sei, liege er in Österreich „leider auf hohem Niveau stabil“. „Österreich hat den Ruf, der Aschenbecher Europas zu sein“, sagte der NÖGKK-Generaldirektor und verwies auf den letzten Rang bei der Tabakkontrolle in Europa. Es gehe nicht darum, Freiheiten einzuschränken, sondern darum, Passivraucher zu schützen sowie Suchtkranken zu helfen und zu unterstützen, hielt Pazourek fest.

„Je normaler es ist, in der Umgebung nicht zu rauchen, desto leichter ist es für die Menschen, auch rauchfrei zu bleiben“, sagte die Leiterin des Rauchfrei-Telefons, Sophie Meingassner. In der Beratung erlebe man oft „enormen Leidensdruck“ der Ratsuchenden, etwa aufgrund von Erkrankungen oder Abhängigkeitsgefühl. Rauchen sorge oft für Konflikte zwischen Kindern und Eltern oder in Partnerschaften. Pro Tag verzeichnet das Rauchfrei-Telefon bei der NÖGKK 30 bis 40 Kontakte. „Rund 30 Prozent sind nach einem Jahr rauchfrei“, sagte die Gesundheitspsychologin der NÖGKK über die zuletzt 2015 erhobene Erfolgsrate.

Das Volksbegehren „Don‘t smoke“ kann von 1. bis 8. Oktober unterschrieben werden. (APA)

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