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Vogel-Brutstätte kostete Asfinag 4,5 Millionen

Bauprojekte wie die Europabrücke würden heute vermutlich auf massiven Widerstand seitens der Bevölkerung stoßen. Foto: Böhm, iStock
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Der Straßenerhalter Asfinag wickelt pro Jahr 1500 Bauprojekte ab. Sechs bis zehn Jahre dauern die Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Innsbruck –Als Straßenbauer lernt man auch Flora und Fauna kennen. Insbesondere dann, wenn sich diese in einem Natura-2000-Gebiet befindet. Die Asfinag habe für sechs Brutpaare des Triels Brutplätze gewährleisten müssen, um ihr Straßenbauprojekt im Marchfeld vorantreiben zu können. Die dafür nötige Ausgleichsfläche habe einem Bauern gehört, und der habe sich den Grund für potenzielle Brutstätten des Triels um 4,5 Millionen Euro abkaufen lassen.

Diese Geschichte gab gestern bei der ibet Alexander Walcher, Geschäftsführer der Asfinag-Bau, zum Besten. 300 Mitarbeiter arbeiten dort 1500 Bauprojekte pro Jahr für den Straßenerhalter ab. Im Schnitt würden die Projekte sechs bis zehn Jahre in Umweltverträglichkeitsprüfungen stecken. „Das dauert viel zu lange und entspricht bei Weitem nicht den angestrebten Abwicklungszeiten der Behörden“, sagt Walcher. Die Verfahren seien zermürbend, für beide Seiten, Projektwerber und Projektgegner.

Auch Walcher ortet zunehmenden Widerstand gegen Bauprojekte. Die rechtliche Lage in Österreich lasse es zu, dass Einzelinteressen Verfahren jahrelang in die Länge ziehen könnten. Ein pensionierter Richter habe beispielsweise den Baubeginn eines Abschnittes der Südautobahn bei Fürstenfeld um Jahre hinausgezögert. „Statt im Jahr 2002 haben wir 2018 mit dem Bau begonnen.“

39 UVP-Verfahren wickelt die Asfinag derzeit ab. Er habe nichts gegen Bürgerbeteiligung, sagt Walcher. Aber die Asfinag habe im Laufe der Verfahren und der Jahre dazugelernt. „Früher haben wir die Leute im Gasthaus versammelt und festgestellt, dass dort der Alkoholspiegel und damit die Emotionen hochgehen.“ Das sei ein optimales Umfeld für „Profilierungsneurotiker“, meint Walcher.

Die heutigen Planungstreffen würden anders aussehen. In anderen Räumlichkeiten, keine Frontalinformation, sondern mehrere Schautafeln, das sei das richtige Umfeld, um sich auszutauschen. „Der Widerstand gegen Projekte ist am Anfang am größten, wenn man als Projektwerber noch keine Details hat. Am Ende bleiben die echten Betroffenen übrig.“ (aheu)

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