Die Kunst, mit Worten zu jonglieren
Johannes Mahlknechts Gedichte beleuchten die humorvollen Seiten des Lebens. Die Reime des ehemaligen Wissenschafters fanden auch beim Ö3-Wecker regen Anklang.
Von Jasmine Hrdina
Kirchbichl – Eigentlich wollte Johannes Mahlknecht nur seinem Vater beweisen, dass er genauso gut reimen kann wie der Mann im TV, als er vor 10 Jahren sein erstes Gedicht schrieb. Heute erreicht die Wortkunst des 38-Jährigen an ausgewählten Tagen bis zu zwei Millionen Österreicher, die zum Aufstehen den Ö3-Wecker hören.
Als „Lyrik für die Massen im besten Sinne“ bezeichnet der Wahl-Kirchbichler seine Werke. Riesen, die ihre Zwergenfreunde zerstampfen, nicht zuverlässige Meteorologen oder nervige Wespennester – in seinem Sammelsurium „Nicht nur Nonsens“ finden sich alltägliche Situationen und kuriose Begebenheiten humorvoll in Reime verpackt wieder. Seine Leser zu amüsieren sei das Ziel, so Mahlknecht. „Jemand hat zu mir gesagt, mein Buch sei die ideale Klolektüre – ich empfinde das als großes Kompliment.“
Zweimal verlas Robert Kratky Mahlknechts eigens für die Sendung geschriebene Gedichte live im Ö3-Wecker, weitere Aufträge würden jedenfalls „nicht an meiner Motivation scheitern“, meint der geborene Bozner. Auf Anraten seines Bruder habe er seine Werke „einfach mal so“ an den Comedy-Chef geschickt – entsprechend groß war die Freude, als eines Tages das Telefon klingelte – am anderen Ende der Radio-Mann. Endlich ein Erfolg – etliche Male schon war der Autor bei Verlagen abgeblitzt. „Eine schmerzhafte, aber lehrreiche Erfahrung“, so Mahlknecht.
Nicht nur als Wortjongleur hat der Südtiroler versucht, auch beruflich Fuß zu fassen. Seit er sich erinnern kann, habe er leidenschaftlich gerne gezeichnet und gemalt. Sein erster „Durchbruch“ gelang ihm bereits im zarten Kindergartenalter. Eine Pädagogin erfreute sich dermaßen an Mahlknechts Fisch-Kunst, dass sie sie just an die Lokalzeitung schickte – erstmals erreichte ein echter „Mahlknecht“ die Massen. Heute designt er auch Shirts, Plakate und Logos. Bis vor Kurzem noch verfolgte der Kreativling eine Karriere als Wissenschafter an der Universität Innsbruck. Der Anglistik und Amerikanistik sowie der Germanistik hatte er sich verschrieben, dabei zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, seine Dissertation über historische Aspekte des Hollywoodfilms erschien sogar in Buchform. „Ich hatte nie das Gefühl, dass das, was ich da gemacht habe, auch bei den Leuten ankommt“, sagt Mahlknecht.
Im nächsten Jahr wird er seine Premiere als Kinderbuchautor und -illustrator feiern: „In dem Buch geht es um den Überlebenskampf zweier frisch geschlüpfter Schildkröten, die lernen, mit schwierigen Verhältnissen umzugehen“, verrät der zweifache Familienvater. Ob er von seinem kreativen Schaffen eines Tages auch leben kann, „wird sich zeigen“, meint Mahlknecht vorsichtig. „Wir sagen unseren Kindern immer, sie können alles werden, was sie wollen. Der beste Weg, ihnen das zu vermitteln, ist, es selber zu machen – auch wenn es schwierig scheint.“
Am 23. Oktober (20 Uhr) präsentiert Mahlknecht seine Reime musikalisch untermalt von The Harlequeens im Innsbrucker Bogentheater. „Nicht nur Nonsens“ gibt es via www.amazon.de, Bücher Zangerl Wörgl, Innsbruck University Innovations, www.johannesmahlknecht.com.
Wenn die Fliegen
Wenn die Fliegen wie die Fliegen
in die Fliegenfallen fallen,
bleiben sie bald lallend liegen
und erliegen ihren Qualen.
Dann woll’n alle eines kriegen:
einen Stammplatz in den Hallen
ihrer vielen Fliegenahnen.
Allen tu ich den Gefallen
durch mein Fliegenfallenplanen.
Für das Hallenglockenschallen
leit ich alles in die Bahnen.
Damit helf ich ihnen allen
und erfülle ihren Willen,
wenn sich durch die voll fatalen
Folgen von dem Fliegenkillen
alle Fliegenahnenhallen
prall mit fahlen Fliegen füllen.
So sozial sind Fliegenfallen!