Anrainer in Vals in Angst, dauerhafte Lösung steht aus
Neun Monate nach dem Felssturz in Vals wird nun mit dem Bau eines provisorischen Damms begonnen. Eine dauerhafte Lösung scheitert bislang an den Grundbesitzern.
Von Irene Rapp
Vals –Friedrich Wieser hat sorgenvolle Wochen hinter sich. Im August hörte er einige Male verdächtige Geräusche. Und zwar im Bereich jener Wand, von der sich am 24. Dezember 2017 rund 117.000 Kubikmeter Felsmaterial gelöst hatten. Die Evakuierung von 40 Menschen in Vals war der Fall, Friedrich Wieser einer davon. „Es macht Angst, wenn man immer wieder Steine runterkommen hört. Und ich frage mich, warum es Monate nach dem Ereignis noch keine Lösung gibt.“
Eine Lösung steht allerdings in Aussicht – wenn auch keine dauerhafte. „Ab 8. Oktober wird mit dem Bau eines provisorischen Damms begonnen“, nennt der Valser Bürgermeister Klaus Ungerank Details.
Zuvor müssen vom Bundesheer aber jene 160 Panzersperren entfernt werden, die im Jänner an der Fußwand aufgestellt worden waren. Die Stahl-Elemente hatten vor allem zwei Häuser sowie die Landesstraße geschützt. „Allerdings waren die Panzersperren immer nur als Lösung für eine kurze Zeit gedacht und ganz sicher nicht für einen zweiten Winter“, betont Landes-Geologe Gunther Heißel.
Der Damm soll nun im Bereich der Panzersperren errichtet werden – an die drei Meter hoch und 100 Meter lang. „Gebaut wird dieser aus dem herabgegangenen Material“, sagt Ungerank. Dies vor allem deshalb, weil es sich bei dem Bauwerk noch nicht um die endgültige Lösung handelt.
„Angestrebt wird ein längerer und rund acht Meter hoher Damm. Auch soll die Landesstraße vom Berg Richtung Bach verlegt werden, geführt auf einem rund vier Meter hohen Damm“, nennt Ungerank Details. Dieser Plan scheiterte jedoch bislang an einigen Anrainern, von denen u. a. Grund dafür benötigt wird. „Im Rahmen dieses Agrarverfahrens liegen Beschwerden beim Landes-Verwaltungsgerichtshof vor“, sagt der Valser Bürgermeister. Will heißen: Solange es keine Einigung gibt, sind keine dauerhaften Schutzmaßnahmen möglich.
Die im Vorfeld diskutierte Tunnel-Variante ist jedoch laut Heißel undenkbar: „Es besteht ein hohes Risiko, einen Tunnel in offener Bauweise wirkungsvoll herzustellen. Noch dazu würde dessen Realisierung Jahre brauchen. Dämme hingegen sind relativ schnell errichtet und haben sich in Tirol vielerorts bewährt.“
Für den Valser Bürgermeister ist somit dieser Akt noch nicht abgeschlossen. „Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr die Verhandlungen mit den Grundeigentümern abschließen können. Und dass wir im nächsten Jahr dann auch mit den Bauarbeiten für den Schutzdamm und die Verlegung der Straße startklar sind.“
Die betroffenen Anrainer, die an dieser Stelle nicht nur von Felssturz, sondern auch von Lawinen bedroht sind, kann er jedoch beruhigen. „Es hat sich in den vergangenen Monaten nie eine bedrohliche Situation ergeben.“
Auch Gunther Heißel kann leise Entwarnung geben. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass größere Stürze bevorstehen. Das, was von der Wand abgegangen ist, ist Gestein, das sich schon vorher gelockert hatte.“ Die Messungen der Wand, die immer noch andauern, würden nichts Besorgniserregendes – sprich keine Bewegung des Berges zeigen.
„Die Sorgen der Anrainer sind zu verstehen. Aber sie sind nicht berechtigt. Man kann schon gut schlafen“, sagt Heißel.