42. Kirchtag: Museum Tiroler Bauernhöfe erwachte zum Leben
Während auf der Straße die Radprofis vorbeizogen, lebte gestern beim Kirchtag im Museum Tiroler Bauernhöfe regionales Brauchtum auf.
Von Jasmine Hrdina
Kramsach –„Bonjour, Mesdames et Messieurs“, wurden die Gäste am 42. Kirchtag im Museum Tiroler Bauernhöfe begrüßt. Kein Wunder, gut ein Drittel der erwarteten 7000 zahlenden Gäste stammt aus Frankreich. Auch Italienisch, Deutsch und Holländisch war zu hören. „Gut die Hälfte der Gäste sind aber Einheimische“, sagt Kustos Thomas Bertagnolli. „Das ist auch wichtig, denn sie sind schließlich die Träger unserer Kultur. Und die macht das Besondere einer Region aus, sonst wäre diese ja austauschbar.“
Ganz so viele Einheimische wie in den vergangenen Jahren schienen es heuer aber nicht zu sein. Der Parkplatz bot lichte Stellen. „Viele Tiroler dürfte dann doch die Rad-WM mit den Straßensperren abgeschreckt haben“, sagte Museums-GF Hubert Unterrainer. Man freue sich aber, dass der Kirchtag bei der Live-Übertragung der Rad-WM in über 200 Ländern zu sehen war.
Traditionell startete das Tiroler Brauchtumsfest auch heuer mit dem Einzug der Musikkapellen und Trachtenvereine. Just zur bildgewaltigen Feldmesse kreiste der Übertragungs-Hubschrauber mehrmals über dem Höfemuseum. „Es ist ein wichtiger Schulterschluss, alle Veranstaltungen haben nebeneinander Platz – mehr noch: Man ergänzt sich sogar“, sagte Bertagnolli über den Werbeeffekt. Vom Federkielsticker über Prügeltorte bis hin zu den „Kassedl“-Damen wurde Brauchtum aus der Region zur Schau gestellt. Dieses zu erhalten sei wichtiger denn je, meint Sebastian Schoner. Seit 65 Jahren ist der Tiroler bei den „Wildschönauer Sturmlödan“ dabei. Mittlerweile lässt es der 85-Jährige aber ruhiger angehen, rastet auf einer Bank, während seine Kameraden den Worten des Pfarrers lauschen. Auch der jüngsten Generation liegt die Tradition am Herzen: Seit er vier Jahre alt war, begleitet der heute 13-jährige Paul Steven König die Kramsacher Schützen. „Ich kann weder singen noch musizieren, also kam die Musikkapelle nicht in Frage. Ich mache bei den Schützen mit, weil ich stolz auf unser Vaterland bin und weil ich hier gesellschaftlich Anschluss finde“, so König.
500 Freiwillige beleben beim Kirchtag das Museum, der Reinerlös dient dessen Erhalt. „Wir haben immer eine Riesengaudi“, erzählt Irma Bauhofer, die seit 40 Jahren die Gaumen der Gäste mit frisch gebackenen „Kiachln“ verwöhnt. Eine Stube weiter werden 18 kg Mehl und 180 Eier zu Spatzln verarbeitet. „Das sind einige hundert Portionen Kässpatzln“, erzählt Andrea Entner und reicht ein „Schnapserl in Ehren“. Denn das – so die Münsterin – dürfe beim Kirchtag nicht fehlen.