Innenpolitik

Grünen-Chef Kogler: „Müssen ÖVP-Wähler zurückholen“

Bundessprecher Werner Kogler fordert von den Grünen Überzeugungs- und Zuhörensfähigkeit ein, aber auch radikalere Antworten.
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Grünen-Chef Werner Kogler spricht im TT-Interview über den Neustart der Partei. Die neue SPÖ-Konkurrenz fürchtet er nicht.

Von Serdar Sahin

Wien –Drei Zukunftskongresse haben die Grünen nun abgehalten. Dabei ging es um den Neustart und die Öffnung der Partei. Die dritte und zugleich abschließende Zusammenkunft war am Samstag vor einer Woche. Da hat Werner Kogler, Chef der Grünen, die inhaltliche Richtung vorgegeben. Auf Ökologie und Gerechtigkeit setzt er, wie Kogler im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung sagt. „Die Inhaltsfindung haben wir abgeschlossen. Da lass’ ich jetzt auch nichts mehr drüberkommen.“

Beim Bundeskongress am 17. November werde man von ihm dazu eine „zünftige Rede hören“. Die beiden Themen sollen die Grünen künftig „radikaler auf die Rampe stellen“, meint Kogler, der seit der Niederlage der Grünen bei der vergangenen Nationalratswahl temporär das Ruder in der Partei übernommen hat.

Bei der Frage der Gerechtigkeit geht es ihm nicht nur ums leistbare Wohnen. In der Sache lobt er den Innsbrucker Bürgermeister und Parteifreund Georg Willi. „Der führt da alle möglichen Kämpfe.“ Auch Geschlechtergerechtigkeit will er ansprechen.

Wichtig sei, „mit welchen Geschichten man in welche Auseinandersetzung geht“. Da könne Umweltschutz nicht fehlen, befindet Kogler. Ebenso will er sich mit der türkis-blauen Bundesregierung auseinandersetzen. „Gegen das (von der Regierung geplante) Standortgesetz werden wir kampagnisieren. Das ist ein Umweltzerstörungsgesetz und sonst gar nichts.“

Gefragt, ob die personellen Weichen auch schon gestellt sind, sagt Kogler: „Die Jungen müssen in den Vorstand, wir brauchen aber auch ein paar, die das Geschäft kennen und ziehen, ohne dass sie selbst groß was werden wollen.“ Namen will er noch keine nennen. „Ich werde schauen, dass wir das Personalpaket drei, vier Wochen vor dem Bundeskongress präsentieren können.“

Die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner spricht eine ähnliche Wählerschicht wie die Grünen an. Wird es für die Ökopartei nun nicht noch schwieriger? „Ja, man hat den Eindruck, dass wir dieselben Wähler ansprechen.“ Den Umweltschutz hält Kogler aber für „ein dramatisches Unterscheidungsmerkmal“. Rendi-Wagners Vorgänger Christian Kern habe es mit dem Umweltthema probiert und sei sofort „zurückgepfiffen“ worden. Zur Erinnerung: Kern hatte im August das rote Parteiprogramm vorgestellt. Darin ging es prominent um Klimaschutz. Das gefiel nicht allen Genossen.

Koglers Ansicht nach wird die SPÖ die Aufgabe übernehmen müssen, Menschen, die zuletzt FPÖ gewählt haben, zurückzuholen. „Wir hingegen müssen schauen, dass wir die Nichtwähler aktivieren und von der ÖVP wieder was zurückkriegen.“

Bei der EU-Wahl will Kern als Spitzenkandidat für die europäischen Sozialdemokraten antreten. Auch da könnte es Konkurrenz geben. „Ja, kann sein“, befindet Kogler. Aber auch hier weist er auf die Unterscheidung beim Umweltschutz hin.

Gefragt, welches Anforderungsprofil der oder die nächste Grünen-ChefIn haben müsste, sagt Kogler: „Die Frage stellt sich derzeit nicht. Jetzt räumen wir einmal zusammen und mobilisieren die Basis.“

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