„Globaler Milchmarkt birgt Chancen“
Bei der Galtürer Almbegegnung stellten Experten fest: Trend zu hochwertigen regionalen Produkten dauert an.
Galtür –Eine durchwegs kontroversielle Experten-Diskussion rund um das Thema Milch erlebten kürzlich rund 120 Besucher der 11. Galtürer Almbegegnung. In der Debatte mit Moderator Markus Schermer von der Universität Innsbruck rückte der Milchpreis in den Mittelpunkt.
„Im Jahr 1994 hat es in Österreich noch 82.000 Milchlieferanten gegeben“, zeigte Josef Hoppichler von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien auf. „2017 waren es gerade noch 27.500 Lieferanten. Trotzdem ist die Milchmenge seit 2008 um 16 Prozent gestiegen.“
Der Obmann der Tirol Milch, Stefan Lindner, sagte: „In Tirol machen Spezialprodukte wie die Heumilch bereits mehr als 40 Prozent aus. Wir versuchen, die Standards zu heben, um für die Bauern einen besseren Preis zu erzielen.“ In Südtirol ist die Milch nach den Äpfeln das zweitwichtigste landwirtschaftliche Produkt. 80 Prozent der Milch werden zu Joghurt verarbeitet. Christian Fischer, Professor für Agrarmarketing an der Universität Bozen, hob hervor: „Der deutlich höhere Milchpreis für die Südtiroler Bauern hat damit zu tun, dass der italienische Markt und die Konsumenten hier anders ticken. Ein direkter Vergleich mit Nordtirol oder anderen Regionen ist nicht zulässig.“
Die Soziologin Petra Wähning hat in Bayern die Ökomodellregion „Genussgemeinschaft Städter und Bauern“ ins Leben gerufen. Ihr Ansatz ist es, bäuerliche Produzenten und Konsumenten in ein gemeinsames Boot zu holen. Die Konsumenten können investieren, haben damit aber keinen Einfluss auf die bäuerliche Arbeit. Langfristig soll mit dem Projekt der Fortbestand von bäuerlichen Betrieben gesichert werden.
Ein weiteres Modell der Zusammenarbeit präsentierte Alfons Frischmann aus Terfens, der 1999 mit drei Bauern die „MILKO“ gegründet hat. „Wir haben die seit 1928 bestehende Käserei in unserem Ort übernommen, vermarkten die Produkte unserer 63 Kühe regional und sind auch im Großhandel vertreten“, erklärte der Unterländer.
Das Modell von Großbetrieben, wo die Bauern aus den Gummistiefeln nicht mehr herauskommen und deshalb letztlich keine Partner mehr finden, könne nicht die Zukunft sein. „Weniger ist mehr“, sagte Frischmann.
Bei der Podiumsdiskussion wurden mehrfach die globalen Märkte angesprochen, die zunehmend die heimischen Bauern und Molkereien unter Druck gesetzt hätten. Dabei wurde aufgezeigt, dass der größte Butteranbieter in Deutschland eine holländische Firma sei. Und dass die „Fonterra“ in Neuseeland 30 Prozent des Weltmarktes bei Milchprodukten beherrsche.
Stefan Lindner sieht darin aber auch Chancen: „Immer mehr Menschen wollen hochwertige Produkte aus dem Alpenraum.“ Also müsse man den Hebel an diesem Punkt ansetzen. (psch)