Land Rover: Zwei Herzen in einer breiten Brust
Land Rover erweitert die Antriebspalette des Range Rover um eine Plug-in-Hybrid-Variante mit 404 PS.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Spielberg –Es ist ein Zug der Zeit, dass in großen Automobil-Körpern kleine(re) Herzen schlagen. So ergeht es auch den Land-Rover-Modellfamilien. Puristen mag es schocken, dass es den Range Rover Sport mit einem Zweiliter-Vierzylinder (aktuell: Benziner, 300 PS) gibt. Jetzt betrifft das auch die Ikone des komfortablen Offroadens, den Range Rover. Doch geht das mit einer Antriebsstrang-Elektrifizierung einher.
Hybride sind bei Land Rover nicht neu. 2013 rollte ein Konvoi von Rangie-Prototypen, motorisiert mit elektrifiziertem V6-Diesel (340 PS) von Solihull, England, über 16.000 Kilometer teils recht wenig wegsame Straßen nach Mumbai, Indien. In diesem Antriebssystem war (im Range Rover und im Range Rover Sport) der E-Antrieb rein ein Verbrenner-Mitarbeiter, der Strom-Atem reichte fürs Anfahren und ein paar hundert Meter E-Reichweite.
Im neu entwickelten elektrifizierten Antrieb – ein Plug-in-Hybrid – arbeitet, den aktuellen Entwicklungen entsprechend, ein Benziner mit einem Elektriker zusammen. Hinter der Typenbezeichnung P400e stecken ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 300 PS und ein Strom-Aggregat mit 116 PS. Das ergibt 404 PS Systemleistung (plus 640 Nm), 64 Gramm CO2 pro 100 Kilometer und 51 Kilometer E-Reichweite. An Betriebsmodi offeriert der unter Strom gestellte breitbrüstige Engländer zwei: permanente Benziner-Elektriker-Kooperation und reines Stromen (EV).
Wie bereits beim Diesel-Hybrid-Vorgänger hält der Elektromotor in den Landies nicht als Allradantriebsersatz her, er ist nicht an der Hinterachse platziert, sondern in die Achtgang-Automatik integriert. Damit ändert sich nichts an der Kletterfähigkeit, es kann der Rangie – auch in der Sport-Variante – über das volle Konvolut an Geländefahrprogrammen verfügen. Erhalten bleiben ebenso die 900 respektive 850 Millimeter Wattiefe. Niedriger ist die maximal zulässige Anhängelast, mit nunmehr 2500 statt 3500 Kilo. Eine – vergleichsweise kleine – Einschränkung ergibt sich beim Ladevolumen: 100 Liter kostete das Implantieren des 13,1 kWh-Lithium-Ionen-Akkus. Der via 7-kW-Onboard-Lader (der Zugang steckt versteckt hinter dem Land Rover-Logo auf dem Kühlergrill) ist an einer Standard-Steckdose in 7,5, am Schnelllader in 2,45 Stunden wieder aufgefüllt.
Eine ausgiebige Runde offenbarte: Schon im Parallel-Hybrid-Modus, in dem der Verbrenner und der Elektriker permanent kooperieren, ist die Fortbewegungsart akustisch eine gewohnt entkoppelte. Im EV-Modus, wenn der Umgebungsgeräuschpegel die Abroll- und Wind-Lautäußerungen überlagert, macht der Rangie nur noch durch seinen majestätischen Schattenwurf auf sich aufmerksam. Kühen bleibt, ungläubig glotzend, das Wiederkäuen stecken, Golfspieler erstarren in der Abschlagbewegung. Die Fahrleistungsangaben sinken, so weit ausgereizt, glaubwürdig: in 6,8 Sekunden von 0 auf 100. Vortriebsschluss ist laut technischen Daten bei 220 km/h.
Der Preis: ab 121.100/126.700 Euro (kurzer/langer Radstand). Der Range Rover Sport kostet ab 88.700 Euro.