Test

Land Rover: Zwei Herzen in einer breiten Brust

Range Rover P400e: majestätisches Gleiten der flüsterleisen Art im EV-Modus des Plug-In-Hybriden, bestellbar ab 121.000 Euro.
© Alexander Seger

Land Rover erweitert die Antriebspalette des Range Rover um eine Plug-in-Hybrid-Variante mit 404 PS.

Von Beatrix Keckeis-Hiller

Spielberg –Es ist ein Zug der Zeit, dass in großen Automobil-­Körpern kleine(re) Herzen schlagen. So ergeht es auch den Land-Rover-Modellfamilien. Puristen mag es schocken, dass es den Range Rover Sport mit einem Zweiliter-Vierzylinder (aktuell: Benziner, 300 PS) gibt. Jetzt betrifft das auch die Ikone des komfortablen Offroadens, den Range Rover. Doch geht das mit einer Antriebsstrang-Elektrifizierung einher.

Hybride sind bei Land Rover nicht neu. 2013 rollte ein Konvoi von Rangie-Prototypen, motorisiert mit elektrifiziertem V6-Diesel (340 PS) von Solihull, England, über 16.000 Kilometer teils recht wenig wegsame Straßen nach Mumbai, Indien. In diesem Antriebssystem war (im Range Rover und im Range Rover Sport) der E-Antrieb rein ein Verbrenner-Mitarbeiter, der Strom-Atem reichte fürs Anfahren und ein paar hundert Meter E-Reichweite.

Im neu entwickelten elektrifizierten Antrieb – ein Plug-in-Hybrid – arbeitet, den aktuellen Entwicklungen entsprechend, ein Benziner mit einem Elektriker zusammen. Hinter der Typenbezeichnung P400e stecken ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 300 PS und ein Strom-Aggrega­t mit 116 PS. Das ergibt 404 PS Systemleistung (plus 640 Nm), 64 Gramm CO2 pro 100 Kilometer und 51 Kilometer E-Reichweite. An Betriebsmodi offeriert der unter Strom gestellte breitbrüstige Engländer zwei: permanente Benziner-Elektriker-Kooperation und reines Stromen (EV).

Wie bereits beim Diesel-Hybrid-Vorgänger hält der Elektromotor in den Landies nicht als Allradantriebsersatz her, er ist nicht an der Hinterachse platziert, sondern in die Achtgang-Automatik integriert. Damit ändert sich nichts an der Kletterfähigkeit, es kann der Rangie – auch in der Sport-Variante – über das volle Konvolut an Geländefahrprogrammen verfügen. Erhalten bleiben ebenso die 900 respektive 850 Millimeter Wattiefe. Niedriger ist die maximal zulässige Anhängelast, mit nunmehr 2500 statt 3500 Kilo. Eine – vergleichsweise kleine – Einschränkung ergibt sich beim Ladevolumen: 100 Liter kostete das Implantieren des 13,1 kWh-Lithium-Ionen-Akkus. Der via 7-kW-Onboard-Lader (der Zugang steckt versteckt hinter dem Land Rover-Logo auf dem Kühlergrill) ist an einer Standard-Steckdose in 7,5, am Schnelllader in 2,45 Stunden wieder aufgefüllt.

Eine ausgiebige Runde offenbarte: Schon im Parallel-Hybrid-Modus, in dem der Verbrenner und der Elektriker permanent kooperieren, ist die Fortbewegungsart akustisch eine gewohnt entkoppelte. Im EV-Modus, wenn der Umgebungsgeräuschpegel die Abroll- und Wind-Laut­äußerungen überlagert, macht der Rangie nur noch durch seinen majestätischen Schattenwurf auf sich aufmerksam. Kühen bleibt, ungläubig glotzend, das Wieder­käuen stecken, Golfspieler erstarren in der Abschlagbewegung. Die Fahrleistungsangaben sinken, so weit ausgereizt, glaubwürdig: in 6,8 Sekunden von 0 auf 100. Vortriebsschluss ist laut technischen Daten bei 220 km/h.

Der Preis: ab 121.100/126.700 Euro (kurzer/langer Radstand). Der Range Rover Sport kostet ab 88.700 Euro.