Wirtschaft im Gespräch

Preisdruck am Nudelmarkt, Dinkel-Teigwaren auf Vormarsch

Recheis-Geschäftsführer Martin Terzer sieht glutenfreie und Bio-Produkte im Trend.
© TT/Rudy De Moor

Recheis setzt bei der Nudelproduktion auf Nachhaltigkeit. Recheis-Geschäftsführer Terzer schildert Ernährungstrends.

Recheis ist ein klima- bzw. CO2-neutrales Unternehmen. Was heißt das?

Martin Terzer: Wir haben unseren ökologischen Fußabdruck erstellen lassen. Für ein Industrieunternehmen ist dieser relativ klein, da der Strom für unsere Produktion mit der hauseigenen Photovoltaikanlage erzeugt wird, die restliche Elektrizität stammt aus Wasserkraft aus Tirol. Damit liegen wir beim CO2-Ausstoß sehr gut. Die restliche Emission, die wir weder einsparen noch vermeiden können, kompensieren wir mit weltweiten oder österreichischen Projekten. So halten wir 100.000 Bienen in zwei Bienenstöcken auf unserer Bienenwiese am Firmengelände. Den Honig werden wir an Kunden und Mitarbeiter verschenken.

Was soll diese Klimaneutralität beim Kunden auslösen?

Terzer: Das sind alles Zeichen der Nachhaltigkeit. Wir verwenden auch für unsere Teigwaren 100 Prozent österreichische Rohstoffe. Unsere Nudeln sind ein 100-prozentiges Naturprodukt aus Hartweizen, Wasser und Eiern ohne Zugabe von Zusatzstoffen. Wir leben von einer intakten Natur, daher müssen wir ihr etwas zurückgeben. Das ist ein ethisches Grundprinzip unseres Hauses.

Wie haben sich bisher heuer die Geschäfte entwickelt?

Terzer: Für uns sehr gut, und das trotz eines eher stagnierenden Marktes. Generell drückt die Konkurrenz aus Italien sehr auf das Preisniveau. Recheis konnte die Marktführerschaft auf 31,2 Prozent im Lebensmitteleinzelhandel ausbauen und in der Gastronomie liegen wir bei einem Marktanteil von ungefähr 50 Prozent.

Welche Nudeln liegen derzeit im Trend?

Terzer: Bei Nudeln gibt es keinen eindeutigen Trend, es gibt jedoch Ernährungstrends. Fakt ist, die Menschen ernähren sich bewusster. Recheis setzt auf eine ausgewogene Ernährung. Dazu bieten wir viele verschiedene Produkte wie zum Beispiel glutenfreie oder Bio-Teigwaren an. Im Fokus stehen auch Hülsenfrüchte. Mit der Produktlinie Balance bieten wir in diesem Bereich Produkte an. Wachstumsführer sind Nudeln mit Dinkel. Sie machen schon rund ein Viertel des Umsatzes mit der Recheis Goldmarke aus.

Wie geht Recheis mit dem Fachkräftemangel um?

Terzer: Wir suchen immer wieder Köche und Servicepersonal für unsere Tochterfirma „mama-bringt’s“. Eigentlich gehören diese Berufe auf die Liste der Mangelberufe. Auch Techniker und Mitarbeiter im IT-Bereich sind schwer zu finden. Wir antworten auf diese Herausforderung mit einer Lehrlingsoffensive. Seit drei Jahren bilden wir nun Lehrlinge aus, derzeit sind es fünf, eine sechste Lehrstelle ist geplant. Das macht viel Spaß, den jungen Menschen eine vernünftige Ausbildung zu geben. Auch bauen wir unsere Zusammenarbeit mit den Universitäten aus. Bei den letzten Innovation Days haben wir die Challenge ausgerufen, ein Lokalkonzept für „mama-bringt’s“ zu entwickeln. Vier Studenten arbeiten schon seit über einem Monat bei uns, zwei werden bleiben. So hoffen wir, auch neue qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren.

Das Interview führte Frank Tschoner