Bezirk Landeck

Schokoproduzent schließt Café in Landeck

Das Café Haag schließt mit 25. Oktober. Die Schokoproduktion und der Schoko-Laden bleiben.
© Reichle

Seit 50 Jahren gibt es das Café Haag in Landeck. Nun schließt der Produzent der Tiroler Edlen das Kaffeehaus und will sich auf Schokolade und Pralinen konzentrieren.

Von Matthias Reichle

Landeck – Seit das Gerücht in Landeck die Runde macht, klingelt bei Hansjörg Haag immer wieder das Telefon. Dann muss er bestätigen, dass es leider wahr ist. Viele wollen es nicht glauben, aber das Café Haag schließt – für immer. „Für mich, für uns alle ist das ein harter Schritt“, betont der Konditormeister.

Bis zum 25. Oktober hat das Kaffeehaus, in dem er aufgewachsen ist und das in 50 Jahren ein Teil der Geschichte von Landeck geworden ist, noch geöffnet. Haag, der als Produzent der Tiroler Edlen, der Schokolade aus Grauviehmilch, über Tirol hinaus bekannt geworden ist, nimmt das nicht auf die leichte Schulter. Ein Jahr lang hat seine Familie über das Ende jenes Betriebes nachgedacht, den Haags Eltern Hans und Sieglinde am 2. November 1968 gegründet haben – vor genau 50 Jahren.

„Die endgültige Entscheidung ist vor einer Woche gefallen“, betont Petra Haag. Das Herz sei ihr dabei schwer gewesen. Grund war der Umsatzrückgang über die letzten Jahre. „Man bekommt überall einen Kaffee – beim Friseur, im Gewandgeschäft, beim Autokauf. Die Zeit hat sich gewandelt“, erklärt sich Hansjörg Haag diese Entwicklung. Viele Stammgäste seien weggestorben, junge Pensionisten seien aktiver als früher und gehen weniger Kaffee trinken.

Petra, Christoph und Hansjörg Haag wollen sich künftig auf die Schokolade und die Pralinen konzentrieren.
© Ursula Aichner

Mit der Schließung des Kaffeehauses mussten nun auch vier Mitarbeiter entlassen werden. „Das war eine große Hemmschwelle, das will man nicht“, so Petra Haag. „Die Konditorei war kein Geschäft mehr“, erklärt sie. „Liebhaberei“ nennt es Hansjörg Haag, „ein Hobby“ sein Sohn Christoph, der ebenfalls in der Schokoladeproduktion arbeitet: „Wir sind froh, dass wir das zweite Standbein haben. Früher war es umgekehrt, da war man froh, zur Schokolade das Café zu haben.“

Denn anders als das Kaffeehaus entwickelt sich die Tiroler Edle, die seit 16 Jahren von den Haags produziert wird, gut. 2001 brachte Therese Figl den Konditormeister auf die Idee, unter die heimischen Schokoproduzenten zu gehen. Was mit 700 Tafeln zu Weihnachten 2002 begann, steht heute bei einer Produktion von über 200.000 Tafeln, die nicht nur in Österreich über die Ladentheke gehen, sondern auch in Deutschland, der Schweiz und Südtirol sowie über den Online-Shop in die ganze Welt verschickt werden. Das sei auch der Unterschied: Mit dem Kaffeehaus bediene man einen sehr lokalen Markt.

„Wir wollen uns künftig auf die Schokolade konzentrieren“, betont Petra Haag. Und damit ist nicht nur die Tiroler Edle gemeint, sondern auch die Pralinen, die weiterhin im Haus hergestellt werden. Das Geschäft soll wachsen. Dazu nutzt man auch die Raum- und Zeitressourcen, die mit der Schließung des Kaffeehauses frei werden. Bisher wurde die Tiroler Edle auf 20 Quadratmetern produziert, künftig sind es 90 Quadratmeter.

Der „Schoko-Laden“, der 2015 im Haus gegenüber eröffnet wurde, bleibt. Zusätzlich will man den nun leeren Gastraum für größere Schokoladeverkostungen nutzen. Visionen gibt es genug – sie reichen von Schokoworkshops bis hin zu neuen Produkten, wie Eispralinen, Schokoladeeis und vielem mehr. „Wir sind in Österreich unter den Top-Schokoproduzenten“, so Hansjörg Haag, „Die Tiroler Edle ist eine Marke“, ergänzt Petra Haag.

Einige Stammgäste wurden von ihnen bereits über die Entscheidung informiert. Die meisten seien überrascht gewesen. Bei ihren treuen Kunden möchte sich die Familie besonders bedanken. Mancher gehört seit 50 Jahren zum Haus – „für sie war es eine Art Wohnzimmer“, so Hansjörg Haag, „andere bedauern, dass wieder ein Stück Kulturgeschichte verschwindet“.

„Meine Oma hat gegenüber ein Café gehabt“, erinnert Haag an die Anfänge. Sein Vater, der Konditor gelernt hat, hat das Kaffeehaus mit seiner Frau gegründet. Haag selbst hat im elterlichen Betrieb gelernt und ihn vor rund 20 Jahren übernommen. „Es ist nicht leicht, loszulassen“, betont er. Es gibt aber auch Vorteile. Zum ersten Mal seit 40 Jahren steht er heuer zu Allerheiligen am Grab. Das war vorher nicht möglich, zu dieser Zeit herrschte immer Hochbetrieb.

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