Stadtwerke Wörgl: Sozialverein die Kleider abgenommen
Die Stadtwerke Wörgl pochen auf das alleinige Recht, Alttextilien in der Stadt sammeln zu dürfen. Die Container von Sozialvereinen mussten daher bis Ende September entfernt werden.
Von Wolfgang Otter
Wörgl –Es geht um das Monopol und den schnöden Mammon: Zwischen 8000 und 12.000 Euro jährlich erwarten sich die Wörgler Stadtwerke an Einnahmen aus der Altkleidersammlung. Und dazu brauchen sie das Monopol: In Wörgl darf seit Ende September nur noch die städtische Gesellschaft die gebrauchten Textilien sammeln und so die erhofften Einahmen lukrieren.
Es ist das gute Recht der Gesellschaft, wie in der Müllabfuhrordnung der Stadt aus dem Jahre 2014 nachzulesen ist. Dort findet sich unter Paragraph 6, Punkt 8, der Satz: „Alttextilien sind ausschließlich über die Stadtwerke Wörgl GmbH zu entsorgen.“
Bisher habe man trotzdem auch Container von anderen Sammlern geduldet, erklärt Stadtwerkegeschäftsführer Reinhard Jennewein auf die verschwundene Vielfalt angesprochen. Damit ist jetzt Schluss, mit Ende September mussten alle Firmen und Vereine ihre Container entfernen, auch von Privatgrund. Von den Stadtwerken wurde eine entsprechende Anzahl an Sammelbehältern angeschafft, um den nun anfallenden Bedarf abzudecken.
Das Ganze sei vorher vom Stadtrat, in dem die Liste Wechner, die Freiheitliche Wörgler Liste und die Volkspartei sitzen, ausdrücklich genehmigt worden.
Die Stadtwerke wollen jetzt die Textilien sammeln und wieder weiterverkaufen. An Sozialvereine, wie Stadtwerke-Chef Jennewein betont. Diese könnten sie sortieren und dann neuerlich weiterveräußern und damit ihrerseits Einnahmen lukrieren. Auf alle Fälle werde die städtische Gesellschaft das eingenommene Geld direkt wieder den Wörglern zurückgeben und damit die Müllgrundgebühr niedriger halten.
Noch einen Grund habe es für den Vorgangsweise der Stadtwerke gegeben: „Es hat immer mehr gewerbliche Sammler gegeben. Die haben dann die Kleider in den Osten verkauft“, weiß Jennewein. Die Stadtwerke werden hingegen keinesfalls diese Vorgangsweise wählen.
Warum man nun nicht zwischen gewerblichen Sammlern und Sozialvereinen unterscheidet? Es ginge um das Gleichheitsprinzip, sagt Jennewein. Ausgenommen von der Regelung ist der Kleiderladen des Österreichischen Roten Kreuzes, wenn dort Waren direkt abgegeben werden.
„Es ist frustrierend“, sagt dazu Andrea Romen vom Verein WAMS auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung. Ihre Sozialeinrichtung sei neben anderen stark von diesen Kleiderspenden abhängig. Sie hatte auch versucht, dass die Wörgler einen Unterschied zwischen Sozialvereinen und gewerblichen Sammlern machen. Wie sich nun zeigte, waren ihre Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt.
WAMS bietet so genannte Transitarbeitsplätze für Langzeitarbeitslose oder Jobs für Personen mit keiner oder einer schlechten Ausbildung an. Die in Wörgl aufgestellten Container wurden bislang vom Nachbarort Kirchbichl aus betreut. 14 Arbeitsplätze sind hier entstanden, auch für viele Wörgler, wie Geschäftsführerin Romen betont. Eines kann WAMS auf alle Fälle nicht, wie Romen erklärt. „Wir können nicht die Altkleider kaufen, dafür fehlen uns die Mittel“, sagt die Geschäftsführerin.
Die Einnahmen aus den Vereinsbetrieben reichen ohnedies nur für eine 70-prozentige Abdeckung der Aufwendungen, der Rest wird vom Arbeitsmarktservice (AMS), Land Tirol und Standortgemeinden abgedeckt. In Kirchbichl stehen aber weiterhin drei Container für Wörgler, die WAMS weiter unterstützen möchten.
Die Veränderungen am Wörgler Altkleidermarkt sind bereits bemerkt worden. „Haben wir das notwendig?“, meinte eine Wörglerin, als sie sich bei der TT über die Situation beschwerte.