„Wir sollten den sozialen Auftrag nicht vergessen“
Das Imster Unternehmen Reca beschäftigt freiwillig einen Menschen mit Beeinträchtigung. Dafür wurde es kürzlich öffentlich ausgezeichnet.
Von Hubert Daum
Imst –Es gibt genügend Unternehmen, die in ihrer Selbstdarstellung die „soziale Verantwortung“ herausstreichen. Letztendlich zählt frei nach Erich Kästner das Tun. Auch für das Sozialministeriumservice – ehemals Bundessozialamt – zählt das Tun, deshalb wurden kürzlich jene 27 Tiroler Unternehmen bei einer Gala in Innsbruck vor den Vorhang geholt, die Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben teilhaben lassen und dies auch besonders vorbildlich handhaben. Jene Firmen bzw. Filialen dürfen die Auszeichnung „Wir sind inklusiv“ neben ihr Firmenlogo heften.
Mit dabei waren Anni und Georg Posch von der Imster Firma Reca, eines von nur drei Unternehmen im Tiroler Oberland (Alpenresort Schwarz, Mieming, und XXXLutz, Zams). Vor neun Jahren stellten sie Stefan Prantl (Diagnose Autismus) über Empfehlung der Arbeitsassistenz (Arbas) als Lagerarbeiter ein. „Stefan hat sich unglaublich gut entwickelt“, schwärmt Firmenchef Georg Posch, „früher hat er nicht einmal gegrüßt, heute plaudert er speziell mit meiner Frau ziemlich offen. Die Arbeitswelt ist offensichtlich für die Persönlichkeitsentwicklung äußerst positiv. Seit Kurzem schreibt er auch Material zurück, darauf ist er sehr stolz.“
Dabei wäre die Firma Reca mit ihren 15 Mitarbeitern gesetzlich nicht verpflichtet, einen Mitarbeiter mit Beeinträchtigung einzustellen (ab 25 Mitarbeiter). Posch: „Die Wirtschaft sollte den sozialen Auftrag nicht vergessen. Wenn ich schlafen gehe, dann weiß ich, dass ich jemandem geholfen habe. Es gibt keinen einzigen Nachteil und die Eltern sind so unglaublich dankbar. Ich verstehe nicht, dass so wenige Unternehmen Menschen mit Beeinträchtigung einstellen.“
Dies bestätigt auch Unternehmensberaterin Bettina Unger, die kostenlose Beratung zum Thema „Beschäftigung und Behinderung“ für alle Betriebe in ganz Tirol anbietet und auch Reca seit Jahren betreut: „Vor allem im Tiroler Oberland sieht es bei dieser Thematik sehr schlecht aus. Unternehmen mit über 25 Mitarbeitern, die sogar dazu verpflichtet wären, zahlen oft lieber die Strafe, die allerdings sehr gering ist.“
Die Poschs möchten jedenfalls ihren Stefan nicht mehr missen, selbst wenn eine nahezu permanente Betreuung nötig ist. „Unser Mitarbeiter Hermann Neuner macht dies hervorragend“, sagt Georg Posch, „ich glaube sogar, sie profitieren menschlich beide davon.“ Die Freiwilligkeit von Reca wurde auch am Auszeichnungsabend hervorgehoben und Posch wünscht sich mehrere Nachahmer. Diese müssten lediglich den Kontakt unter bettina.unger@innovia.at herstellen.