Wenn Menschen Natur im Kino begegnen
Das „Innsbruck Nature Film Festival“ zeigt in seiner nunmehr 17. Auflage die schönsten Seiten des Naturschutzes auf großer Leinwand.
Von Marianna Kastlunger
Innsbruck –Als Jane Goodall in den Sechzigern nach Tansania zog, um erstmals Schimpansen für ein Forschungsprojekt zu beobachten, war sie Mitte zwanzig und besaß keinen fachrelevanten Uni-Abschluss. „Das war wohl besser so“, erzählt die heute 84-jährige Wissenschafterin und Aktivistin im Film „Jane“, der Dienstagabend im ausverkauften Leokino das Innsbruck Nature Film Festival eröffnete. Laut damaligem Wissensstand wären ihre Erkenntnisse schier undenkbar gewesen. Froh, nichts davon zu wissen, konnte die Britin unvoreingenommen ihre Arbeit aufnehmen.
Diese war zunächst zermürbend fad: Die Tiere wollten sich partout nicht beobachten lassen. Doch Goodall blieb geduldig, zog morgens bis abends durch Urwälder und Täler. Die Mühen lohnten sich, als sie einem Schimpansen näherkam, den sie fortan David Greybeard nannte. Sie lernte bald den Rest des Klans kennen. Dank ihnen erfuhr Jane Dinge, die bisher unvorstellbar waren: dass die Tiere etwa Stöckchen basteln, um nahrhafte Termiten aus ihren Nestern zu ziehen, oder Emotionen erleben und zeigen können. Kurzum: Sie erkannte, wie ähnlich Mensch und Schimpansen einander sind.
Janes späterer Ehemann Hugo van Lawick, einer der wichtigsten Dokumentarfilmer seiner Zeit, filmte die Forschungsarbeit – die Bänder blieben aber jahrzehntelang verschollen. 2014 tauchten sie im National-Geographic-Archiv auf. Regisseur und Produzent Brett Morgen („Cobain: Montage of Heck“) kam ins Spiel, der 2017 das Material zum vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm „Jane“ zusammentrug. Die monumentale Filmmusik von Philip Glass macht die Geschichte zu einem absolut kinotauglichen Erlebnis mit Tiefgang, das Jane Goodalls Botschaft ideal zur Geltung bringt: Der Mensch soll die Verantwortung für seine Umwelt übernehmen und den natürlichen Lebensraum aller schützen – eine Botschaft, die auch zum Nature Festival passt. In diesem Sinne wurde das Programm heuer auch um Veranstaltungen außerhalb des Kinosaals erweitert. Die besten der 50 gezeigten Filme werden am Freitagabend gekürt.
Infos: www.inff.eu