Skepsis als täglicher Begleiter der Wacker-Damen
Am Innsbrucker Baggersee sprachen Wacker-Kapitänin Eva Maria Dengg und Team-Kollegin Anna Innerhuber über Vorurteile gegenüber dem Damen-Fußball und über die Entwicklung seit ihrer Anfangszeit.
Heimatgefühle: Menschen aus dem Sport zeigen uns bei einem hintergründigen Gespräch ihr „liabstes Platzl“ in Tirol. Heute: mit den Fußballerinnen Eva Maria Dengg und Anna Innerhuber am Innsbrucker Baggersee.
Von Susann Frank
Innsbruck – Wenn sich Eva Maria Dengg und Anna Innerhuber am Innsbrucker Baggersee treffen, dann wird den beiden keinesfalls langweilig. Das kann sein, weil sich die Bundesliga-Fußballspielerinnen vom FC Wacker Innsbruck eine ihrer unzähligen gemeinsam erlebten Anekdoten erzählen – oder weil sie sich die Zeit am Wasser mit Sport vertreiben. „Im Sommer haben wir uns hier getroffen, sind eine Stunde joggen gegangen und haben danach noch Beachvolleyball und Fußball-Tennis gespielt“, erzählt die zwei Monate ältere Innerhuber.
Vor allem Ballsportarten fesseln die 27-Jährigen von Kindesbeinen an, und insbesondere der Fußball. Der Sportart haben die Innsbruckerin und die Zillertalerin ihre Freundschaft zu verdanken. 2006 kreuzten sich ihre Wege beim IAC. Einem der wenigen Vereine, der schon vor zwölf Jahren eine Damen-Mannschaft hatte – als der Sport noch in den Kinder-Kicker-Schuhen steckte und sie diesbezüglich öfter mit Vorurteilen konfrontiert waren.
Konservativ und engstirnig
„Ich genieße es, hier in Tirol zu leben“, betont Wacker-Kapitänin Dengg mit Nachdruck. Ihr Blick schweift Richtung Nordkette und bleibt an den Bäumen mit ihren Herbstverfärbungen in Rot und Gold hängen: „Aber ab und zu sind die Menschen hier schon konservativ eingestellt und engstirnig.“ So mussten sie sich bei einem ihrer geliebten Ausflüge an den Baggersee der Frage stellen, „ob sie das schon könnten“. Gemeint war Fußball-Tennis. Die Frage folgte postwendend, nachdem sie eine Gruppe von Männern gebeten hatten, mitspielen zu dürfen. „Aber nach drei Minuten hatte sich die Frage von selbst beantwortet“, sagen sie und lächeln vielsagend.
Sie sind es gewohnt, sich durchzukämpfen und mit Leistung zu überzeugen. Beide arbeiten Vollzeit: Innerhuber als Vertriebsassistentin einer Privatbank und Dengg als Chemielabortechnikerin. Seit dem Erfolg der ÖFB-Damen durch den Einzug ins EM-Halbfinale 2017 würden sie jedoch mehr Anerkennung verspüren. „Bei mir im Bekanntenkreis haben mich ein paar misstrauisch beäugt“, erinnert sich Innerhuber. Jetzt wüssten sogar viele Arbeitskollegen am Montag das Ergebnis von ihrer Bundesliga-Partie am Wochenende. Durch die Entwicklung der vergangenen Jahre könnten sie jetzt taktisch gesehen „sehr wohl bei den Männern mithalten“. Und auch äußerliche Vorbehalte wären längst Geschichte: „Die sehen ja gar nicht aus wie Männer! Das sind ja richtige Mädls“, erinnert sich Innerhuber an den Satz eines Zuschauers.
Wer das nicht glaube, der solle sich doch einmal bei einem Heimspiel in der Wiesengasse davon überzeugen. Beide bedauern nämlich die immer noch wenigen Fans am Spielgelände, die fehlende Stimmung. Und das, obwohl sie wieder in der obersten Liga spielen würden und nach fünf Runden sogar auf dem fünften Platz stehen.
Andere Verhältnisse in Italien
„Diesbezüglich ist Italien viel weiter, dort kommen bis zu 600 Fans zu den Spielen“, weiß Dengg, und Innerhuber fügt an: „Bei Juventus sogar bis zu 2000.“ Beide sprechen aus Erfahrung. Dengg kickte beim CF Südtirol, Innerhuber bei Riviera di Romagna und Chieti. Im Gegensatz zu Österreich erhielten sie dort sogar ein Gehalt. Große Sprünge hätten sie damit zwar nicht machen können, aber es hätte gereicht.
In Italien werden die Frauen vermarktet und es gebe sogar eine eigene Fußballsendung. Davon ist man hierzulande noch weit entfernt, auch wenn Wacker-Präsident Gerhard Stocker voll hinter ihnen stehe und ihr neuer Trainer Masaki Morass das Training mit Ernährungsplan und neuen Einheiten auf professionellere Füße gestellt hätte.
Was sich Mittelfeldspielerin Innerhuber und ihre Kollegin in der Innenverteidigung für die Zukunft wünschen? Gesund bleiben, um den fast durchwegs jungen Spielerinnen weiterhin ein Vorbild sein zu können. „Und dass der Frauenfußball in Tirol einen höheren Stellenwert bekommt“, sind sie sich einig. Dafür wollen sie weiterkämpfen – auch in ihrer Freizeit – wie bei einer Fußball-Tennis-Partie an ihrem Lieblingstreffpunkt Baggersee.