Künstliche Intelligenz: „Neue Spezies“ und 25-Stunden-Tage
Die Technologie sei revolutionär, sie werde den Menschen aber nicht über- flüssig machen, hieß es beim 15. Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen.
Wattens –Mehr als 550 Wirtschaftstreibende kamen gestern zum von allen Tiroler Sparkassen veranstalteten Wirtschaftsdialog bei den Swarovski Kristallwelten in Wattens. Unter dem Motto „Alles bleibt anders“ standen heuer besonders die Chancen und mögliche Risiken der auf breiter Front erwarteten Revolution durch Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt. „Bei dieser handelt es sich nicht nur um Roboter, sondern vor allem auch um selbstlernende Programme und Algorithmen, die Maschinen intelligent machen“, sagt der Vorstandschef der Tiroler Sparkasse, Hans Unterdorfer. Es gehe auch für Klein- und Mittelbetriebe darum, smarte Technologien („wie bei unserem Banking via George“) für Kunden unkompliziert nutzbar zu machen. Mit Künstlicher Intelligenz sei neben besserer Leistung auch deutlich mehr Qualitäts-Freizeit, also quasi 25-Stunden-Tage möglich.
Univ.-Prof. Kurt Matzler erwartet eine regelrechte Explosion bei Daten und Technologie-Entwicklung. Das Internet der Dinge stehe vor einem gewaltigen Wachstum, in einigen Jahren würden 50 Mrd. Dinge miteinander kommunizieren. Intelligente Maschinen würden unheimlich schnell lernen, im Vorjahr wurde erstmals der Mensch als bester Go-Spieler abgelöst. Der Mensch werde aber wohl trotzdem nicht überflüssig, weil das Gehirn 86 Mrd. Gehirnzellen habe, die wiederum je etwa 1000 Verbindungen hätten, und zudem nur 30 Watt benötige. Der Mensch werde auf absehbare Zeit bei Kreativität, Beziehungsfähigkeit oder Geschicklichkeit unerreichbar bleiben.
Für den international von Großbritannien aus höchst erfolgreichen Tiroler Computer- und Risikokapital-Unternehmer Hermann Hauser ist die Künstliche Intelligenz „wie eine neue Lebensform, eine ganz neue Spezies auf der Erde“. Die Automatisierung sei kein Fluch, sondern ein Segen. „Statt die Maschine zu bekämpfen, sollten wir mit ihr laufen und kooperieren.“ Ein kleines Beispiel von künftig sehr vielen sei das autonome Fahren, das laut den Erwartungen mindestens 90 Prozent der Unfälle verhindern könne.
Hendrik Hey, der Gründer der populärsten deutschsprachigen Wissenschaftssendung „Welt der Wunder“, der heute einen TV-Sender, eine Zeitschrift und eine eigene Krypto-Währung betreibt, sieht ebenfalls große Chancen durch die Künstliche Intelligenz, die mit großem Tempo komme. Wie bei der Gentechnologie, vor der auch massiv gewarnt wurde, könnten die Gesellschaft und Wirtschaft stark profitieren, wenn die Politik rasch gute Regeln gegen Missbrauch schaffe, so Hey.
Laut einer von Erste Bank und Sparkassen in Auftrag gegebenen IMAS-Umfrage sehen 52 % der Tiroler Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ein schwieriger gewordenes Marktumfeld. 76 Prozent sehen zu viel staatliche Regulierung. Größte Erfolgsfaktoren seien Top-Mitarbeiter (96 %), Innovationen (71 %), neue Kunden (63 %) und Digitalisierungs-Know-how (62 %). Die Innovationsgeschwindigkeit hat laut 90 % der Firmen zugenommen. Ein Drittel kann sich vorstellen, mit Start-ups (diese werden nur von einer kleinen Minderheit als Bedrohung gesehen) künftig eng zusammenzuarbeiten. (va)