„Wir werden ihn den Mensch aus Eisen nennen“
Am Samstag (18.30 Uhr MEZ) wartet der Ironman Hawaii, die Mutter der Extrem-Triathlonrennen, auf die Ausdauerszene. Mit dabei: einige Tiroler.
Von Florian Madl
Innsbruck –US-Commander John Collins wollte bei der Einführung eines Extrembewerbs aus 3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und Marathonlauf in erster Linie seine Soldaten auf Hawaii testen: „Wer auch immer zuerst ins Ziel kommt, wir werden ihn den Mensch aus Eisen nennen.“ Man schrieb das Jahr 1978, 40 Jahre ist das also her. Ein Mythos wurde geboren, 15 Starter waren Geburtshelfer. Einer von ihnen hieß Gordon Haller, ein US-Amerikaner, der damals als Taxifahrer jobbte und Ausdauersport seine Passion nannte. In 11:46:58 Stunden gewann der später als Programmierer tätige Familienvater. In der Zeit inbegriffen: eine Dusche im Hotel nach dem Schwimmen, eine Massage nach dem Radfahren.
Kürzlich traf der Tiroler Markus Jochum die Legende, um die es rund ums Ironman-Jubiläum am Wochenende laut wird. „Sein Ziel: die damalige Siegerzeit nach 40 Jahren zu erreichen. Damit ist er einer jener Mitbewerber, die es in der Altersklasse 65+ zu schlagen gilt“, meinte Jochum. Was Haller rückblickend übrigens an seinem Hawaii-Sieg bemängelte: Nichts wies so wie heute, wenn bis Mitternacht Menschenmassen den Zieleinlauf säumen, auf das Rennen hin. Ein Verkehrsschild stellte das Ziel dar ...
30 Österreicher nehmen heuer unter den 2400 Startern aus 66 Nationen das Abenteuer Hawaii auf sich, die Qualifikation an dieser offiziellen Weltmeisterschaft erfolgte über ein Saisonrennen im Vorfeld. Leute wie Sabrina Exenberger oder Thomas Priglinger gehören dazu, Markus Jochum darf sich als mehrfacher Hawaii-Starter bereits zu den Routiniers zählen. Seit vergangener Woche befindet sich der Innsbrucker auf Big Island: „Jetlag (12 Stunden) und Akklimatisation (heute 38 Grad beim Trainingslauf) nach fünf Tagen gut verdaut“, lässt der Mitsechziger wissen.
Das Rennen weist einen besonderen Tirol-Bezug auf, gilt doch der Deutsche Sebastian Kienle als Mitfavorit. Dass der 34-Jährige kürzlich die Walchsee Challenge gewonnen hatte, interessiert die Medien allerdings weniger als seine Intimfeindschaft zu Landsmann, Mitfavorit und Titelverteidiger Patrick Lange. Warum der Hawaii-Sieger von 2014 mit dem Sieger von 2017 im Clinch liegt?
Es liegt am „Lutschen“, also dem beim Ironman verbotenen Windschattenfahren. „Ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich mit allen Profis gut auskomme, nur Doper und Leute, die ständig probieren, die Regeln maximal zu dehnen und oft auch zu überschreiten, bilden da die Ausnahme“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung Kienle. Lange sei für ihn so ein „Regeldehner“, wie er in der FAZ festhält: „Lange hat in den vergangenen vier Jahren immer wieder Zeitstrafen wegen Windschattenfahrens, Blockings oder Coachings bekommen, auch auf Hawaii.“ Es sei angesichts der Vielzahl an Vorfällen „kein Zufall“.
Lange wehrt sich: „Ich richte mich auf dem Rad eher nach den anderen, ich bleibe dran, versuche immer legal zu fahren, halte lieber zwei Meter mehr Abstand als vorgeschrieben.“ Am Samstag will er den Beweis dafür antreten.