Im Galopp zur Haflinger-Erlebniswelt
Die Bauarbeiten am Fohlenhof in Ebbs schreiten voran. Bis zum Mai 2019 soll sich das Gestüt in eine Haflinger-Pferde-Erlebniswelt verwandeln. Der Betrieb rund um die Zuchttiere bleibt trotz Baustelle aufrecht.
Von Jasmine Hrdina
Ebbs –Robust gebaut, widerstandsfähig und gutmütig, so kennt man sie, die Haflinger. Am Fohlenhof in Ebbs machen sich diese Eigenschaften der traditionsreichen Tiroler Pferderasse derzeit doppelt bezahlt: Seit Juni letzten Jahres wird hier umfangreich saniert und gebaut. Aber nicht einmal vor Baggern, Flämmgeräten und lauten Maschinen scheuen die Tiere zurück, als man sie quer durch die Baustelle in die Ställe führt. „Wir können die Baustelle nicht wegreden, aber die Pferde sind tiefenentspannt“, meint Robert Mair, Gestütsleiter und Geschäftsführer des Haflingerzuchtverbands Tirol.
Auf das Tierwohl sei man bedacht – die Empfehlungen von Experten dafür verändern sich, was unter anderem Anlass für die Neuerungen gewesen sei, wie Mair auf Nachfrage der TT bestätigt. Vor allem aber wollte man den Ansprüchen eines modernen Gestüts genügen – der Fohlenhof solle zu einer Haflinger-Pferde-Erlebniswelt werden. „Das Pferd ist ein Nutztier und soll es auch bleiben. Aber wir wollen den Menschen den universellen Haflinger aus Tirol auch als Freizeitpartner und Familienmitglied näherbringen“, definiert Mair das Ziel.
Um das zu erreichen, trabt man nun auf die letzte Bauphase zu. Die große Reithalle wurde bereits saniert, anstelle der kleinen Reithalle am Hügel steht jetzt ein neuer Rohbau. Dort entstehen gerade zehn „besucherfreundliche“ Ställe für Stuten. „Die Gäste können in die Boxen hineinsehen. Haflinger sind menschenorientiert und wollen auch gerne gestreichelt werden“, weiß Marketingleiterin Anita Baumgartner, die auf dem Fohlenhof aufwuchs.
Fremdpferde, die für ihre Ausbildung am Hof sind, finden dann in den Isolierstallungen Unterkunft. „Man muss sich das wie in einem Kindergarten vorstellen: Ist ein Kind krank, sind es bald viele andere. Bei Fremdpferden können wir das Risiko nicht eingehen und sie mit unseren Zuchttieren zusammen lassen“, erklärt Mair. Übers Jahr seien am gesamten Hof 100 Haflinger untergebracht. Die Junghengste und -stuten verbringen die Sommer aber auf den Almen.
Auch ein Kutschenmuseum mit Shop, Büros und Seminarräume sowie eine Dachterrasse mit Blick auf die Koppeln sind in dem 6472 Kubikmeter großen Komplex geplant. Bis Weihnachten soll dieser fertig sein, die Eröffnung der Erlebniswelt ist für Mai 2019 angesetzt.
Seine Erstbeschau hat das neue Herzstück des Hofes – die neue Multifunktionshalle – schon hinter sich: Ende September fand in dem 20 Meter breiten und 60 Meter langen Holzkomplex die Fohlenauktion statt. Neben Veranstaltungen wie der Haflinger-Weltausstellung 2020 sollen hier bald Reit- und Fahrbetrieb herrschen. Schließlich sei die Ausbildung von Pferd und Mensch neben der Zucht und den Veranstaltungen ein wichtiges Standbein des Betriebs. „Wenn die Böden gefroren sind, kann man im Freien nicht fahren oder springreiten. In der Halle können wir nun auch im Winter problemlos ausbilden“, freut sich Mair. Bei der Größe habe man sich an internationalen Normen orientiert, um auch für Turniere unterschiedlichster Klassen gerüstet zu sein.
Die gesamte Tiroler Pferdewirtschaft profitiere somit vom Ausbau, ist der Geschäftsführer überzeugt, zeigt sich bei den Kosten aber weniger kommunikativ. Gemeinde, Tourismusverband und Land dürften das Projekt jedenfalls finanziell unterstützen. Immerhin zieht das Gestüt in Ebbs pro Jahr 15.000 zahlende Tagesgäste an – Shows und Auktionen nicht miteinberechnet.