Pionier der Lawinensicherheit
Am 20. Oktober wird der Erfinder des Lawinenairbags, Peter Aschauer, auf der Alpinmesse Innsbruck geehrt. Auch im Ruhestand tüftelt er noch an neuen Ideen.
Von Gabriela Stockklauser
Innsbruck –In „Bella Italia“ erreicht die Tiroler Tageszeitung Peter Aschauer, den Urheber des ersten praxistauglichen Lawinenairbags. Genauer gesagt beim Mittagessen an der Amalfiküste. Dort genießt der Bayer gerade den goldenen Herbst und sein Leben. 2017 hat er die „ABS Peter Aschauer GmbH.“ in München verkauft. „Dolce far niente“, das süße Nichtstun, ist Peter Aschauers Sache aber auch seither nicht. „Langweilig wird mir nie“, sagt der Junggebliebene, der morgen seinen 76. Geburtstag feiert, „ich bin ja ein begeisterter Segler, habe hier im Mittelmeer eine kleine Yacht und befinde mich gerade auf einer Exkursion an der Amalfiküste.“
Das hört sich verdächtig nach einem neuen Projekt des Nimmermüden an, nicht nach Ruhestand. Peter Aschauer lacht: „Ich teile meine Erlebnisse gerne mit anderen Menschen. Auch das Segeln.“ Der Bayer, der den Mittelmeerraum als das eigentliche Zentrum seiner Welt bezeichnet, hat freilich bereits eine neue Geschäftsidee im Köcher.
Seine Segelleidenschaft will er künftig nicht einfach nur teilen. Er macht „Incentives“, wie er es nennt, aus seinen maritimen Erlebnissen. Dieser „Anreiz, Motivation“, bedeutet in Aschauers Fall die Stärkung des Teamgeistes: „Ich habe entdeckt, dass so ein Segeltörn den Team-Spirit extrem fördert. Das biete ich jetzt Firmen an, um den Zusammenhalt von Mitarbeitern zu stärken.“ Vielmehr: Mitarbeiterinnen. Denn das Offert des Mittsiebzigers richtet sich hauptsächlich an Frauen: „Spaß und Freude stehen dabei im Vordergrund, man muss keine Segelerfahrung oder Vorkenntnisse mitbringen. Mittelfristig soll aus dieser Idee schon eine neue Firma hervorgehen.“ Er könne halt auch nicht aus seiner Haut heraus, immerhin sei er seit seinem 20. Lebensjahr selbständig, so Aschauer: „Ich will etwas Sinnvolles tun, etwas bewegen.“
Etwas Sinnvolles bewegt hat Peter Aschauer mit seinem Lawinenairbag allemal. An die tausend Fälle sind dokumentiert, in denen Lawinenopfer durch den Airbag nicht verschüttet wurden. Zum Lebensretter will der bodenständige Bayer aber nicht stilisiert werden: „Ich habe lediglich einen kleinen Beitrag zur alpinen Sicherheit geleistet.“
Auch der Auszeichnung, die dem Pionier in Sachen Lawinensicherheit im Rahmen der Innsbrucker Alpinmesse (20./21. Oktober) zuteilwird, begegnet er mit Demut: „Ich freue mich über die Ehrung, beziehe sie aber auf den Lawinenairbag und nicht auf meine Person. Die größte Anerkennung für mich ist es, dass mittlerweile auch die erfahrensten Alpinisten die Möglichkeiten, den Nutzen und die Notwendigkeit des Lawinenairbags erkannt haben.“
Dass er die Airbag-Firma im Vorjahr verkauft hat, bereue er nicht, sehr wohl jedoch, dass die Weiterentwicklung derzeit in eine falsche Richtung laufe: „Der Lawinenairbag ist noch längst nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Momentan wird aber weniger an der Funktionalität als am Tragekomfort des Rucksacks gearbeitet.“ Sinn und Zweck des Lawinenairbags sei aber nicht, dass er leicht und bequem ist, sondern dass er die größtmögliche Sicherheit gewährt: „Am Auslösemechanismus muss man noch arbeiten, weil der Airbag oft zu spät ausgelöst wird. So eine Lawine ist blitzschnell, jede Sekunde zählt.“
Obwohl er sich immer noch Gedanken über die alpine Sicherheit macht, gelten seine Prioritäten inzwischen anderen Bereichen. Einige davon spielen sich aber auch heute noch im alpinen Gelände ab: „Ich liebe das Skifahren. Meine Tochter ist eine begeisterte Tiefschneefahrerin und da versuche ich noch hinterherzukommen.“
Nicht die Entwicklung des Lawinenairbags bezeichnet er als das Highlight seines Lebens, sondern die Geburt seiner Tochter: „Ich bin ja ein später Vater, meine Tochter ist 24 Jahre jung und ich möchte auch für sie noch möglichst lange gesund, aktiv und neugierig bleiben“, sagt der Bayer, erhebt zum Abschied des Telefon-Interviews ein Gläschen Vino und gibt sich wieder dem „Dolce Vita“ hin.