Haft für Flaschenwurf bei Rad-WM in Innsbruck möglich
“Wenn sich die Geschichte so abgespielt hat, müssen wir von einer fahrlässigen Körperverletzung ausgehen“, sagt Thomas Willam, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft.
Innsbruck –Der unbeabsichtige Wurf einer Trinkflasche ins Gesicht einer Zuschauerin könnte für eine kanadische Teilnehmerin der Rad-WM böse Folgen haben. „Wenn sich die Geschichte so abgespielt hat, müssen wir von einer fahrlässigen Körperverletzung ausgehen“, sagt Thomas Willam, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft: „Im schlimmsten Fall drohen drei Monate Haft oder eine Geldstrafe mit 180 Tagsätzen.“ Allerdings schaut es derzeit nicht danach aus, dass die Sportlerin mit dem Schlimmsten rechnen muss. Zumal die Zuschauerin mit einer leichten Verletzung davonkam.
Wie berichtet, stand die Einheimische in der Zuschauermenge, als das Feld der Radsportlerinnen beim Eliterennen der Damen am 29. September am Innsbrucker Rennweg eintraf. Eine zunächst unbekannte Athletin warf die vermutlich leere Trinkflasche weg, der Plastikbehälter traf die Zuschauerin am Kinn. Eine Schwellung und eine Anzeige bei der Polizei waren die Folgen. Die Beamten der PI Saggen konnten die „Täterin“ jetzt ausforschen. Die Kanadierin muss mit einer Anzeige rechnen.
Willam schließt aber nicht aus, dass die Sportlerin ungeschoren davonkommt: „Der Gesetzgeber sieht die Möglichkeit der Straflosigkeit vor, wenn die Verletzung leicht ist, der Krankenstand unter 14 Tagen liegt und die Körperverletzung nicht grob fahrlässig zustande kam.“ Von grober Fahrlässigkeit sei auszugehen, wenn der Täter so handelt, dass ein Unfall „voraussehbar ist“, so der Staatsanwalt weiter: „Letztendlich kommt es auch darauf an, wie sich die WM-Teilnehmerin rechtfertigt.“ Fest steht, dass der Flaschenwurf kein Fall für das Innsbrucker Landesgericht ist. „Dafür sind das Bezirksgericht und der Bezirksanwalt zuständig“, sagt Willam. Allerdings hat die Verletzte auch die Möglichkeit, die Sportlerin zivilrechtlich zu klagen.
Die Entsorgung der Trinkflaschen stellt für die Teilnehmer von gut besuchten Radrennen immer ein kleines Dilemma dar. Werfen sie die Plastikbehälter flach auf den Boden, gefährden sie die nachfolgenden Rennradler. Die Alternative, ein Wurf in hohem Bogen weg von der Straße, kann wie jetzt in Innsbruck einen Zuschauer treffen. (tom)