Neo-Noir-Thriller mit Starbesetzung: Zimmer ohne Aussicht
In Drew Goddards „Bad Times at the El Royale“ checken Jeff Bridges, Dakota Johnson und Jon Hamm in einer Absteige ein, die schon bessere Zeiten gesehen hat.
Innsbruck –Hotels sind im Kino oft unangenehme Orte. Man denke nur an das Overlook in „The Shining“. Das El Royale ist da keine Ausnahme. Einst stiegen hier die Stars ab – feierten wilde Partys. Inzwischen aber ist der Lack ab. Auch wenn sich der einzige Angestellte, Rezeptionist Miles (Lewis Pullman), müht, den Schein zu wahren. Aber selbst dieser scheinbare Schein trügt. Das entdeckt der vermeintliche Staubsauger-Vertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) gleich zu Beginn in einer großartigen Sequenz. Retro-Schick garantiert in „Bad Times at the El Royale“ nicht nur „Mad Men“-Star Hamm, sondern vor allem das 60er-Jahre-Setting samt passendem Score. Insgesamt sieben Figuren checken im El Royale ein. Alle haben Geheimnisse im Gepäck. Vom Schatzsucher in Priesterrobe (Jeff Bridges) über Hotelboy Miles mit Kriegstrauma bis zur schlagkräftigen Sängerin (Cynthia Erivo) und Südstaaten-Hippie (Dakota Johnson). Urlaub macht hier niemand.
Regisseur Drew Goddard wurde mit dem Horrorfilm „The Cabin in the Woods“ bekannt. Davor schrieb er Scripts für raffinierte Serien wie „Buffy“ und „Lost“. Sein Drehbuch für Ridley Scotts „Der Marsianer“ wurde für den Oscar nominiert.
Mit „Bad Times at the El Royale“ legt er nun seine zweite Regiearbeit vor. Der kompakte selbstbewusste Neo-Noir spielt im Jahr 1969. In einer Zeit also, als der Optimismus der frühen 60er-Jahre weggeschossen wurde, in Dallas, im Ambassador Hotel in Los Angeles, auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis und in Vietnam. Im El Royale baut Goddard für 141 Minuten bedrohliche Stimmung auf. Auch weil gekonnt mit Erzählzeiten und -perspektiven gespielt wird. Der Film ist unübersehbar an Quentin Tarantino geschult: elegant, witzig, brutal, unmoralisch und voller Twists. Erwachsenenkino mit Nostalgiefaktor. Wie heißt es doch in diesem berühmten Hotel-Song der Eagles: „You can check out any time you like, but you can never leave.“ (maw)